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Sonnenuhr
Zeitmesser nach dem Stand der Sonne. Die Sonnenuhr ist der älteste und einzige primäre Zeitmesser. Alle übrigen, z.B. Sand-, Wasser-, Kerzen-, Öl-, Räder-, Quarzuhr, müssen bei ihrer Inbetriebnahme erst nach einer anderen Uhr gestellt werden; es sind also sekundäre Zeitmesser.
Bei der Sonnenuhr wird entweder die Richtung der Sonne oder ihre Höhe über dem Horizont zur Anzeige benutzt; durch die Richtung kann nur die Uhrzeit, durch die Höhe zusätzlich auch das Datum (s.a. Kalendersonnenuhr) bestimmt werden.
Die ältesten Sonnenuhr der Griechen und Römer waren untere halbe Hohlkugeln, Skaphe (griech., ausgehöhlter Körper, Trog, Wanne) genannt, mit einem waagerechten oder senkrechten Stab. Innen sind zwei oder drei Schattenbahnen, die Kalenderlinien darstellen, und zwar für die Tagundnachtgleiche und die beiden Solstitien. Stundenlinien als Querverbindungen zeigen von Sonnenaufgang bis -untergang 12 ungleiche Stunden an.
In Europa sind über 200 Steinkalender bekannt, von denen der in Stonehenge (130 km südwestlich von London) der bekannteste ist. Die Anlage hat einen Durchmesser von 100 m und wurde in drei Abschnitten um 1850, 1750 und 1600 v. Chr. angelegt. Mehrere Steinkreise mit Steinen bis zu 8 m Höhe lassen den Sonnenaufgang zur Sommersonnenwende sowie den Bereich der Mondaufgänge erkennen und gestatten die Vorhersage von Finsternissen.
Die ältesten mittelalterlichen Sonnenuhren sind an senkrechten Wänden in Stein gezeichnet und haben einen waagerechten Schattenstab. Der untere Halbkreis ist - von den Römern übernommen - in 12 Teile oder - aus dem germanischen Kulturkreis stammend - in 4, 6 oder 8 Teile geteilt. In England und Irland sind solche Sonnenuhren seit dem 7. Jahrhundert bekannt. Die älteste deutsche zwölfteilige Sonnenuhr befindet sich in Bad Dürkheim, die ältesten achtteiligen in Fulda (822 geweiht) und in Hildesheim (1033). Weitere wurden erst nach 1225 bekannt, z.B. Straßburg um 1230.
1966 entdeckte man in Neubrandenburg eine und dann weitere mittelalterliche Sonnenuhr, vor allem in Ost- und Nordmecklenburg. Es handelt sich um sehr einfache, in einen oder mehrere Backsteine geritzte Halbkreise, die durch Stundenstriche in 4, 6, 8 oder 12 Teile geteilt sind. Häufig sind in Verlängerung der Stundenstriche kleine Punkte. Im Mittelpunkt des Halbkreises ist das Loch zum Einstecken eines waagerechten Stabes. Diese Sonnenuhren befinden sich in 1 bis 2 m Höhe neben Seiteneingängen der Südwand. Viele sind unvollständig, unregelmäßig oder sogar falsch, z.B. mit nach oben gerichteten Strichen.
Schon vor dem Übergang vom geozentrischen zum heliozentrischen Weltbild wurde der Polstab bei Sonnenuhr eingeführt. Er soll um 1400 in Norddeutschland erfunden worden sein (1401 in Käthen, 1446 in Weißenfels); insgesamt gibt es mehr als 30 solcher Uhren, die vor 1500 entstanden.
Es begann nun eine vielfältige Entwicklung von Sonnenuhrtypen, sie wurden z. T. aus kostbarem Material hergestellt. Zentren der Anfertigung von Sonnenuhr waren Augsburg und Nürnberg. Taschensonnenuhren existieren heute noch in großer Zahl.
Die Bedeutung der Sonnenuhr erreichte ihren Höhepunkt, als es schon gute Pendeluhren gab. Es war "die vornehmste Aufgabe eines Uhrmachers, seine Pendeluhr täglich nach der Sonnenuhr zu stellen", steht in einem sehr bekannten Buch über die Uhrmacherkunst des vorigen Jahrhunderts.
Heute sind Sonnenuhren Schmuckelemente oder Liebhaberobjekte für die Gnomoniker.
Siehe Äquatorialsonnenuhr, Elementaruhr, Horizontalsonnenuhr, Kalendersonnenuhr, Kalenderlinie, Sonnenwende, Polstab, Taschensonnenuhr, Pendeluhr, Gnomon.
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Alternativen: [1][2][3]
Siehe auch: [Äquatorialsonnenuhr] [Elementaruhr] [Gnomon] [Horizontalsonnenuhr] [Kalenderlinie] [Kalendersonnenuhr] [Klappsonnenuhr] [Pendeluhr] [Polstab] [Sonnenringuhr] [Sonnenuhren, tragbare] [Sonnenwende] [Taschensonnenuhr]
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