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Kalenderlinie
(auch Datumlinie) Linien einer Kalendersonnenuhr, auf denen der Schattenpunkt oder bei Lochgnomon der Lichtfleck im Laufe eines Tages entlang läuft. Die Schatten durchlaufen die gesamte Schar der Kalenderlinie im Laufe eines Jahres zweimal, vom 22. Dezember bis 22. Juni und zurück vom 22. Juni bis zum 22. Dezember.
Mathematisch ist die Schar der Kalenderlinie eine Hyperbelschar, die in der Mitte aus einer Geraden, der Äquinoktiallinie (Äqu), dann beiderseits aus zunächst flach, dann stärker gekrümmten Hyperbeln und schließlich den beiden Grenzhyperbeln besteht. Jedes zusammengehörige Hyperbelpaar (für + s und - s) nähert sich einem Asymptotenpaar, das mit Äqu den Winkel
sin s
e (sin e = ----------
cos q
zwischen sich also einen Winkel von 2 e, bildet. Bei Polarsonnenuhren ist die Hyperbelschar symmetrisch, d. h., Äqu liegt genau in der Mitte der Hyperbeln; der Mittelpunkt von Äqu ist der Mittagspunkt N des polaren Kalenderuhrzifferblattes und Schnittpunkt aller Asymptoten, er liegt genau unter dem schattenerzeugenden Punkt (Kugel oder Loch). Es gilt e = s.
Bei den Horizontalsonnenuhren und Vertikalsonnenuhren, bei denen die Stundenlinien strahlenförmig vom Ursprung 0 auslaufen, sind nur die einzelnen Hyperbelpaare symmetrisch, dagegen sind die Hyperbeln innerhalb von Äqu enger zusammengedrängt, während sich die äußeren Hyperbeln mit wachsendem d immer weiter von Äqu entfernen. Entsprechend liegen auch die Schnittpunkte der Asymptoten nicht mehr auf Äqu, sondern auf der verlängerten Mittagslinie außerhalb des Mittagspunktes M, und jeder Asymptotenschnittpunkt ist ein anderer Punkt.
Bei den abweichenden Sonnenuhren ist die Äquinoktiallinie Äqu im Mittagspunkt M um den Substilarwinkel ß gedreht. Die Hyperbelschar liegt beiderseits von Äqu, also auch gedreht. Die Scheitelpunkte der Hyperbeln liegen auf der Substilaren (Symmetrielinie) und ihrer Verlängerung über den Symmetriepunkt S hinaus; auf dieser Verlängerung liegen auch die Symptotenschnittpunkte, und zwar bei kleinen d noch in der Nähe von S, bei größeren d immer weiter außerhalb von S.
Kalenderlinie können für beliebige Monatsdaten konstruiert werden, oft werden sie auch als Tierkreislinien für die Tage gezeichnet, an denen die Sonne in das Tierkreiszeichen eintritt. Für die Konstruktion der Kalenderlinie werden zuerst die Stundenlinien fertiggestellt und dann auf ihnen die Kalenderstrecken bis zu den Kalenderpunkten K abgetragen. Diese wer-den entweder von O aus (also die Strecken OK) nach den Formeln von ROHR oder von den Stundenpunkten H aus (die Strecken HK) nach den einfacheren Formeln von VILKNER berechnet. Für polare Kalendersonnenuhren (Vierflügelsonnenuhr) können nur die Strecken HK berechnet werden, weil O im Unendlichen liegt (siehe Abbildung).
Siehe Kalendersonnenuhr, Gnomon, Polarsonnenuhr, abweichenden Sonnenuhr, Tierkreiszeichen, Vierflügelsonnenuhr.
© 1987, wissenmedia GmbH, Gütersloh/München, mit freundlicher Genehmigung
Siehe auch: [Gnomon] [Kalendersonnenuhr] [Polarsonnenuhr] [Vierflügelsonnenuhr]
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