Im Jahr
2000 wurde das UhrenLexikon der
UhrenHanse erstmalig online gestellt und erfreut sich seither sehr großer
Beliebtheit. Es gab viele Anregungen für Begriffs-Neuaufnahmen und
zwischenzeitlich werden auch viele andere Uhrenlexika - mit zum Teil
spezifischem Fokus - online angeboten. Insofern
hat es uns nicht ruhen lassen, dass UhrenLexikon
zu modernisieren und auf Basis einer Datenbank neu zu realisieren. Dies ist wiederum Holger
Janßen - dem Schöpfer aller datenbankbasierten Websites der
UhrenHanse - perfekt gelungen. :-) So kann jetzt
auch nach mehreren (Teil)Stichworten in den Lexikon-Einträgen und/oder
Erläuterungen gesucht werden und es gibt dabei auch sehr viele, gute Querlinks ("Siehe
auch"-Verweise) innerhalb des Lexikons. Auch viele erläuternde Bilder und
ausgezeichnete Zeichnungen (u.a. von Ian D. Fowler) sind zu den Einträgen
hinzukommen.
Herausragend ist aber auch am NEUEN UhrenLexikon,
dass die Einträge um ein Vielfaches erweitert wurden (jetzt 6.461 Einträge). Dazu haben u.a. die ausgezeichneten Glossare von Ian D.
Fowler (s. Lexikon-Eintrag) in den verschiedenen Ausstellungskatalogen inklusiv seiner Abbildungen / Zeichnungen beigetragen.
Da viele uhrentechnische Begriffe mit den "Heroes of Horology" verbunden sind, wurde zudem unsere Aufzählung von
Bedeutenden Uhrmacher der Welt - von 1344 bis heute (Stand: 5.11.2000) inklusiv vorhandener Portrait-Bilder in das
NEUE UhrenLexikon
aufgenommen. Besonders bedeutend war aber die Übernahme der vielen Schlagworte der 959seitigen „Mutter aller
modernen Uhrenlexika“, des Lexikons der Uhrmacherkunst von Carl
Schulte, an dem er fast 10 Jahre gearbeitet hat und das er 1901 erstmalig
veröffentlichte. Die Übernahme in das NEUE
UhrenLexikon basiert auf der „Zweiten, umgearbeiteten, stark
vermehrten Auflage“ des Lexikons aus 1902/03 mit über 2.000 Schlagworten und 177
Abbildungen. Als Herausgeber der "Allgemeine
Uhrmacherzeitung” war Schulte sozusagen an der direkten Informationsquelle und
konnte so auch die seinerzeit neuesten Erkenntnisse mit in sein Lexikon
aufnehmen. Und wenn man sich in die damalige Zeit zurückversetzt, wird einem
schnell klar, dass – anders als Heute mit den modernen Kommunikations- und
Informationsmethoden bis hin zum Internet - das Lexikon für die es seinerzeit
nutzenden Uhrmacher das umfassende Fach-Kompendium (inkl. phonetischer
Schreibweise von Fremdwörtern) mit besten Weiterbildungsmöglichkeiten war. Zu
Carl Schulte selbst siehe den Lexikon-Eintrag mit der Würdigung der DUZ
(Deutsche Uhrmacherzeitung) von 1930 anlässlich seines 80. Geburtstages.
Interessant finde ich in Schultes Lexikon die Vielzahl fachkundiger Essays
über deutsche wie auch bedeutende Uhrmacher aus anderen Ländern sowie die
detaillierten Beschreibungen von Kunstuhren (Großuhren mit ausgefallenen,
meist astronomischen Indikationen) und wichtigen öffentlichen Uhren in aller
Welt. Schulte hat darüberhinaus Werkzeuge und ihre Anwendung sehr gut
beschrieben und viele handwerklichen Tipps zur Uhrmacherei an sich, aber auch
zu generellen Aspekten der Gehäuse- und Material-Restaurierung, die heute
noch nutzbar sind, in seinem Lexikon der Uhrmacherkunst
gegeben. So schreibt er selbst im Vorwort zur 2. Auflage u.a. „Bei der Wahl der
neu hinzugefügten Schlagwörter und Artikel sind nicht allein die Anregungen und
Wünsche hervorragender Fachleute berücksichtigt, sondern es ist auch
hauptsächlich den Bedürfnissen im Werkstatts- und Geschäftsleben des
Uhrmachergewerbes Rechnung getragen worden. Möge die neue Auflage dieses Werkes
sich unter den Fachgenossen zahlreiche Freunde erwerben und eine wohlwollende
Aufnahme finden.“ Dem kann ich mich nur anschließen.
Beim NEUEN UhrenLexikon
der UhrenHanse gilt das, was auch von Osterhausen schrieb:
Es stellte sich die Frage, auf welche Themen oder Begriffe sich ein Lexikon beschränken
beziehungsweise spezialisieren sollte, ohne für den Nutzer allzu viele Lücken zu lassen.
Die Entscheidung war schließlich auch beim NEUEN UhrenLexikon
der UhrenHanse, sich nicht
zu spezialisieren, sondern weiterhin eine Auswahl der wichtigsten Begriffe aus den verschiedenen
Fachgebieten - ganz überwiegend der mechanischen Uhrmacherei - zu treffen, d.h. die
Uhrentechnik mit den Bestandteilen der Uhr, die Werkzeuge und Maschinen, Bearbeitungs-
und Fertigungsverfahren, Definitionen technischer und naturwissenschaftlicher Grundbegriffe und
Informationen zu den Materialien.
Zudem war es ein Anliegen auch ältere Begrifflichkeiten, die bei Recherchen in historischer
Literatur zu finden sind, anzubieten. Solche Erläuterungen wurden auch meist
in der alten Schreibweise belassen. So wurden auch ältere Formulierungen, auch Begriffe und Erläuterungen im
Schulte, belassen. Gleichwohl bleibt es naturgemäß bei einer inhaltlichen Lexikon-Auswahl. Trotz dieser
Beschränkungen wurde aber versucht, das Lexikon so aktuell wie möglich zu machen.
Und es finden sich auch so banale Begriffe erklärt, wie Uhr, Uhrwerk, einfach weil
das NEUE UhrenLexikon
der UhrenHanse auch dem uhrmacherischen Laien eine lehrreiche Hilfe sein soll.
Oft wird auch die Frage nach einer Zeittafel über die Meilensteine in der Entwicklung der Zeitmessung gestellt.
Auch eine derartige Liste wurde in die Lexika-Einträge
integriert, findbar unter dem Such-Stichwort „Zeittafel“. So kann man sich die
Entwicklungsmeilensteine zeitraumweise anschauen und weiterblättern. Dort kann
man auch nach einzelnen oder mehreren Begriffen suchen. Letzteres ist mit der Suche
"nur in den Erläuterungen" möglich. Dann, wenn man z.B. nach „Lepaute“ sucht, im Ergebnis schauen,
ob etwas hierzu in einer Zeittafel steht. Bei der Suche mit mehreren Suchbegriffen,
z.B. hier nach „lepaute spirale“, geht’s noch direkterr.
Obgleich die UhrenHanse ein eigenes, umfangreiches Uhrmacherverzeichnis anbietet,
wurden dennoch die gefundenen zahlreichen Kurzbiographien wichtiger Uhrmacher
in das NEUE UhrenLexikon
der UhrenHanse aufgenommen. Zu den deutschen Uhrmachern gefallen mir die
Schultes Formulierungen ganz gut:
„Dem aufmerksamen Leser wird es nicht entgehen, dass ich nebenher den besonderen Zweck
verfolge, unsere deutschen Uhrmacher, die sich durch deutsche Arbeit und deutschen Fleiß
einen hervorragenden Platz in den Annalen unserer Kunstgeschichte erworben haben, ans Licht
der Öffentlichkeit zu ziehen und ihrer in gleich ehrender Weise zu gedenken, wie dieses von
jeher besonders die Franzosen und Engländer mit ihren einheimischen Künstlern gethan haben.
In Museen und Sammlungen finden wir die Zeugen deutscher Kunst zahlreich vertreten, und wahrhaft
künstlerisch ausgeführte Uhren längst vergangener Zeiten fesseln unser entzücktes Auge. Wollen
wir aber etwas Näheres über den Erschaffer eines dieser Werke wissen oder wenigstens den Namen
desselben oder das Alter der Uhr feststellen, so finden wir in den weitaus meisten Fällen,
dass uns der Katalog im Stiche lässt, und er nur die laufende Nummer der ausgestellten Stücke
enthält, wobei jede nähere Bezeichnung entweder ganz fehlt oder doch so ungenau und oberflächlich
gehalten ist, dass sie für den Wissbegierigen keinen Wert hat. Auch in solchen Fällen, wo es
sich um die Ermittelung des Alters irgend einer antiken oder wertvollen Uhr handelt, soll
dieses Lexikon dem Uhrmacher, Sammler oder Antiquitätenhändler die gesuchte Auskunft geben,
denn überall, wo in diesem Buche von berühmten oder angesehenen Meistern der Uhrmacherkunst
die Rede ist, da findet man auch an gleicher Stelle die nähere Angabe verzeichnet, zu welcher
Zeit diese Männer gelebt haben.“
Noch Einiges zur Erläuterung:
Bereits Anfang des 18.
Jahrhundert entstanden die ersten Kompendien zu Uhren und Zeitmessung, auf die
sich spätere UhrenLexika vielfach beziehen. Insofern sind moderne UhrenLexika
meistens eine Zusammenstellung des vorhanden Wissens nach spezifischen
Kriterien, wobei aber schon unterschiedliche Erläuterungen der einzelnen
Begriffe entstanden sind. Manchmal ist es auch so, dass sich die Bedeutung des
Begriffs im Lauf der Zeit verändert hat. Zudem spielt es ein Rolle, ob sich
ein Spezialist mit dem Thema auseinandergesetzt hat und sein persönliches
Wissen, so wie Ian Fowler bei seinen Glossaren, eingebracht hat. So habe ich,
wenn ich mehrere und unterschiedliche Erläuterungen zum gleichen Begriff
gefunden habe, versucht, eine bestmögliche Erläuterung zum Begriff aus meiner
Sicht zu definieren. Oft gab es aber auch perfekte Beschreibungen mit
unterschiedlichen Ansätzen, auch bedingt durch das "Produkt", z.B. ob es sich
um eine Groß- oder Taschenuhr handelt. Hier hat Holger Janßen eine technisch
elegante Lösung gefunden, die die Erläuterungs-Alternativen aufzeigt.
Dies erlaubt auch – anders als bei einem Seitenzahl-limitierten Buch - via
Internet eine Vielzahl von lexikalischen Erläuterungen zum gleichen Begriff zu
bieten. Wenn ein solcher Fall eintritt, können unter den Nummern [2] [3] ....
die unterschiedliche Alternativen angeklickt werden, so dass die jeweilige,
andere Beschreibung erscheint. Ansonsten sollte das Lexikon selbsterklärend sein.
Für Anregungen und Hinweise - besonders auch bei technischen Fehlern - sind wir
dankbar.
Für das NEUE UhrenLexikon der
UhrenHanse gilt naturgemäß auch: Wer arbeitet, macht Fehler - wer viel
arbeitet, macht viele Fehler. ;-) Trotz aller Gewissenhaftigkeit und Mühe gilt
dies insbesondere für die aufwändig übernommenen und „rekonstruierten“ 959 (!)
Seiten des Lexikon der Uhrmacherkunst von Carl Schulte. Insofern bitte bei
den Erläuterungen immer auch auf die Aussagen- und Wissensstandlogik achten. Z.T.
wurde auch von uns der „Stand 1902“ explizit bei der Erläuterung genannt, damit klar
ist, zu welchem Zeitpunkt sie entstanden ist. Komplizierte Tabellen aus diesem
und anderen Lexika werden übrigens als Foto (Scan) in der Originalfassung
angeboten, da eine andere Darstellung zu aufwändig war. Zudem wurden die
Schultes Angaben über die phonetische Schreibweise von Fremdwörtern herausgenommen.
Übrigens:
Trotz der im UhrenLexikon enthaltenen vielen
Uhrmacherinformationen ist natürlich bei der Suche nach Uhrmachern das
Uhrmacherverzeichnis (UMV) der UhrenHanse die 1. Wahl. Hier findet man auch die "harmonisierten" Information zum jeweiligen Uhrmacher in einem
Eintrag. Zum UMV geht's hier.
Bei allem Verändern bleibt es aber dabei, dass beim idealistisch betriebenen und kostenfrei auf gemeinnütziger,
non-profitorientierter Basis den Uhrenfreunden in aller Welt zur Verfügung gestellten NEUEN
UhrenLexikon der
UhrenHanse besonders die historischen Aspekte der
Uhrmacherei und ihrer Begriffe im Vordergrund stehen. Die UhrenHanse
fühlt sich der Geschichte der Zeitmessung verpflichtet. Und hierzu passen auch sehr gut die
Informationen aus Carl Schultes Lexikon der Uhrmacherkunst.
Viel Spaß bei der sicher intensiven Nutzung des UhrenH@nse-UhrenLexikons.
Jürgen Ermert