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Zeit
Symbol t: Begriff zur Erfassung stetig fortlaufender Geschehnisse und Ereignisse ohne Anfang und Ende. In der Zeit erfolgen alle Veränderungen und Bewegungen der Materie. Sie ist nach dem Ablauf der natürlichen Prozesse einsinnig gerichtet und bildet - neben den drei Koordinaten des Raumes - die vierte Koordinate.
Bei den Völkern des alten Orients und in der Antike dominierte die zyklische Auffassung von der Zeit Alles wiederholt sich im "Großen Jahr" der Pythagoräer (griechische Philosophenschule vor 500 v. Chr.). PLATO (427 bis 347 v. Chr.) lehrte: Alles wiederholt sich periodisch, die Zeit ist ohne Ende, der Ewigkeit ähnlich. Bei ARISTOTELES (384 bis 322 v. Chr.) ist die Zeit objektiv. Sie ist das durch die Zahl ausgedrückte Maß der Bewegung, nur die Götter stehen außerhalb der Zeit Bei den Germanen legten die Götter nach der Erschaffung der Welt die Zeitrechnung fest. Die Zeit ist gegenständlich, Nornen (die drei Schicksalsgöttinnen der germanischen Mythologie) schneiden die menschlichen Lebensfäden ab.
Am Anfang der christlichen Geschichtsphilosophie begründete der Bischof AUGUSTINUS (354 bis 430) die neue Auffassung von der Zeit. Er lehnte die zyklische Zeit von PLATON und die objektive Zeit von ARISTOTELES ab. Die Zeit ist einmalig, linear, läuft ununterbrochen, sie ist unwiederbringlich, irreversibel. Ereignisse sind einmalig und kehren nicht wieder. Die Ewigkeit steht außerhalb der Zeit, ist göttlich, sie ist Ursache der Zeit, geht ihr voraus. Die Zeit ist menschlich, anthropologisch, denn nur der Geist kann die Zeit erkennen, die Zukunft durch die Vorausschau, das Vorgefühl, die Vergangenheit durch das Gedächtnis.
Mit dem Übergang zum Christentum kam es zur sakralen, kirchlichen Zeit. Das Jahr wurde durch kirchliche Feste geteilt. Mit der These "Die Zeit ist göttlich, der Mensch hat keine Macht über die Zeit" konnte die Kirche verschiedene zeitabhängige Tätigkeiten wie Wucher, Zins u. ä. verdammen.
Die Zeit wurde gesellschaftsgebunden. Mit der Entwicklung der Städte breiteten sich Handel und Handwerk aus und bedingten andere Zeitauffassungen; "Zeit ist Geld" stand jedoch im Widerspruch zur sakralen Zeit.
Dann aber hatte die Erfindung der Räderuhr eine entscheidende Bedeutung. zunächst reichte die Uhr mit Stundenzeiger noch aus. Mit der zunehmenden Entwicklung von Technik und Industrie wurde die Uhr mit Minutenzeiger Grundlage für die Messung der Arbeit. Fortschritte in der philosophischen. Betrachtung der Zeit zeigen sich bei KANT: Die Zeit ist eine "Kategorie", ihr wichtigstes Merkmal ist das Nacheinanderdarstellen von Vorgängen, sie ist unbegrenzt, immerwährend vorhanden; die Grenzen von Zukunft, Gegenwart und Vergangenheit verschieben sich ununterbrochen. Diese philosophische Zeit ist unendlich, sie bedarf keiner Einheit, sie kann weder gemessen noch grafisch dargestellt werden.
Die marxistisch-leninistische Philosophie sieht die Grundform allen Seins in Raum und Zeit: "... die sich bewegende Materie kann sich nicht anders bewegen als im Raume und in der Zeit" (ENGELS).
Siehe Zeitabschnitt, Räderuhr, Zeitbewahrung, Zeitgleichung.
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Alternativen: [1][2]
Siehe auch: [Räderuhr] [Zeitabschnitt] [Zeitbewahrung] [Zeitgleichung] [Zeitmessung]
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