Vom Nutzer für den Nutzer - Bitte, nimm Dir ein wenig Zeit, hier findest Du Erläuterungen von Fachbegriffen zum Thema Uhr(en) bzw. Zeitmessung.
[zurück]
Zeiger, ihre Formen und Stilarten
Die Zeiger der Klepshydren von Athen und Alexandria, die die Höhe des Wassers anzeigten und damit die ablaufenden Stunden markierten, haben wir uns pfeilförmig vorzustellen. Pfeile waren auch die ersten Stundenanzeiger der ältesten Turmuhren vor 600 Jahren und auch heute noch haben viele der vergoldeten und schweren Turmuhrenzeiger ihre Pfeilform beibehalten. Bis zum Ende des 17. Jahrhundert kannte man bei allen Räderuhren der Zeit nur einen Stundenzeiger. Er genügte der damals gewünschten Genauigkeit. Allerdings stiegen die Erwartungen und Anforderungen an die Ganggenauigkeit immer mehr. Zuerst war es Huygens, der die Unruh-Spiralfeder als Zeitregler in die tragbare Uhr einbaute. Dem englischen Uhrmacher Daniel Quare (1649-1724) schreibt man zu, etwas später das Zeigerwerk und damit den Minutenzeiger erfunden zu haben. Breguet war zwar nicht der Erfinder des Sekundenzeigers, aber fast alle seine Präzisionstaschenuhren besaßen ihn. Das Seechronometer war ohne Sekundenzeiger nicht anwendbar, schließlich war der Fehler von einer Sekunde Zeitablesung eine Abweichung von 463 m bei der Positionsbestimmung des Schiffes am Äquator.
Die sog. klassischen Zeiger folgen der technischen und stilistischen Entwicklung bei Groß- und Kleinuhren. Meist tragen sie den Namen einer Stilepoche - z.B. Louis XV-Zeiger - oder denjenigen eines Uhrmachers und Erfinders - z. B. Breguet-Zeiger - oder den eines besonderen Stiles z.B. kubische Zeigerform. Gewisse Zeigerformen, die man früher in Genf "Phantasiezeiger" nannte, trugen bald die Tendenz in sich, klassisch zu werden. So gibt es auch bei Uhrzeigern viele Mischformen, die mit Stil und Kunst nichts mehr zu tun haben.
Die Zeiger für Großuhren wurden zuerst aus Schmiedeeisen, später aus Bronze- oder Messingblechen, aus Metallbändern, die auf die gewünschte Dicke gewalzt wurden, ausgesägt. Die rohe Fassionierung erfolgte dann durch Ziselieren des gewünschten Dessins. Spätere Verfeinerungen er-folgten mit der Radiernadel und dem Gravierstichel. Zuerst waren es immer Ziseleure und Graveure, die solche kleinen Kunstwerke für die Uhrmacher schufen.
Auch für die Kleinuhren war bis etwa Mitte des 18. Jahrhundert eine solche Fertigung üblich. Erst David Courvoisier-Clément aus La Chaux-de-Fonds konstruierte 1754 die erste Zeiger-Stanze für die Rohform. Ziseleure schufen dann die Endformen im Stil der Zeit. Meist verwendete man damals Bronzebleche, aus denen die Formen ausgestanzt wurden. Die Feuervergoldung diente der Oberflächenveredelung. Zehn Jahre später führte der Zeigermacher David Derrier aus Genf die moderne Zeigerstanze ein und zu der Zeit ist es Ulysse Baillot, der die Stanze und Nachstanze in seiner Zeigerfabrikation im großen Stil anwendete. Der Zeiger durchlief bis zu 12 Arbeitsgänge, bis die Prägung vollendet war. Interessant ist dabei der Arbeitsgang: Auf Grund einer Zeichnung wurde ein Stahlstempel hergestellt. Mittels genau geführtem Hammerschlag wurde der Zeiger aus dem Metallband ausgeschlagen, dann gefeilt, gefräst, gebohrt und mit dem Zeigerfutter (cannonage) versehen, dann zuletzt graviert und ziseliert. Vergoldet oder gebläut in der Vollendung der Oberflächen kontrastierten die Zeiger mit ihrer Leichtigkeit und Bescheidenheit mit der sehr reichen Dekoration der Taschenuhr in der Barock- und Rokokozeit.
Mit der Massenfabrikation der Taschenuhr kamen immer mehr die Stahlzeiger auf. Die Härtung erfolgte durch Erhitzen auf Kirschrotglut, nachfol¬gendes Abschrecken im Wasserbad brachte die richtige Härte. Nach einem Schleifprozeß wurden die Zeiger mit der Spiritusflamme angelassen, bis die gewünschten Farben (strohgelb, braun, blau) erreicht waren. Bald vervielfachten sich die Zeigermodelle, sie waren oft stilwidrig. Auf der Weltausstellung 1889 in Paris stellte die Genfer Zeigerfabrik Wagnon Frères, die seit 1812 arbeitete, bereits 600 Muster für Groß- und Kleinuh¬ren aus. 1896 übertraf die Firma Richardet aus La Chaux-de-Fonds dieses Angebot mit 1200 Zeigertypen.
Um 1980 haben sich alle Schweizer Zeigerfabrikanten in dem Gesamtunternehmen Universo S. A. zusammengeschlossen. Auch heute geht eine Stilentwicklung vor sich, wie man es an den Beispielen in den Preislisten dieser Firmengruppe ablesen kann.
(Stilarten der Taschenuhr-Zeiger siehe Abbildung)
Siehe auch: [Taschenuhr] [Taschenuhrzeiger] [Zeiger] [Zeigerform, Taschenuhr] [Zeigerformen]
[zurück]
Ein gezeigtes Bild kann zur Vergrößerung angeklickt werden. Das größere Bild wird in einem neuen Browserfenster geöffnet.