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Wasseruhr
(auch Hydrologium (griech., lat.)) Zeitmesser, der auf dem gleichmäßigen Fließen von Wasser, das ein Gefäß füllt oder leert, beruht. Als antike Vorläuferin der mechanischen Räderuhr maß sie die Zeit durch einen gleichmäßigen Wasserfluss, der sich entweder in ein meistens kegelig geformtes Messgefäß ergoss (Einlauf-Wasseruhr) oder aus dem Gefäß herauslief (Auslauf-Wasseruhr). Die Stunden wurden durch den Wasserspiegel an den an der Innenwand des Messgefäßes aufgetragenen Stundenlinien angezeigt. Die Stundenlinien verliefen wegen der in der Antike üblichen Zeitmessung nach Temporalstunden spiralförmig, weil sich mit der jahreszeitlich schwankenden Tag- bzw. Nachtdauer auch die Länge der Stunden veränderte.
Die territoriale Herkunft der Wasseruhr, wie auch ihre zeitliche Entstehung, sind nicht genau bekannt. Sie wurde schon lange vor Beginn unserer Zeitrechnung in den Ländern des Nahen und des Fernen Ostens benutzt, beispielsweise 1530 v.Chr. in Ägypten, im 12.Jahrhundert v. Chr. in China und im 6. Jahrhundert v. Chr. in Assyrien.
Die Schwimmerregelung mit Schwimmerventil von KTESIBIOS VON ALEXANDRIA gewährleistete einen vom Wasserdruck unabhängigen gleichbleibenden Zulauf und verbesserte die Zeitanzeige der Wasseruhr erheblich. Er baute unter anderem eine Wasseruhr, bei der eine Figur im Laufe des Tages durch einen Schwimmer emporstieg. Sie zeigte mit einem Stab an einer Säule die Stunden an. Da die Säule jährlich durch Räder einmal gedreht wurde, konnten Stundenkurven auf der Säule die im Laufe des Jahres veränderlichen 12 Tages- und 12 Nachtstunden in der richtigen Länge anzeigen. Eine zweite Figur gab das Wasser zum Betreiben der Wasseruhr als "Tränen" ab.
Um 145 v.Chr. brachte der ZENSCIPIO NASICA die erste öffentliche Wasseruhr nach Rom. Um 507 baute CASSIODORUS eine Wasseruhr, die Bewegungen des Himmels anzeigte.
Bekannt sind Kombinationen mit akustischen Zeitangaben sowie Automatenwerke unter Benutzung von Hebeln, Schnurrollen, Seilzügen und Zahnrädern vor allem aus dem antiken Griechenland und dem arabischen Raum.
Eine Blütezeit hatte die Wasseruhr vom 9. bis zum 13. Jahrhundert bei den Arabern. Der Kalif HARUN AL RASCHID schenkte KARL DEM GROSSEN im Jahre 807 eine Wasseruhr aus vergoldeter Bronze, die Stunden läutete und Figuren bewegte. Eine Wasseruhr des Kalifen AL MAMUN hatte künstliche Vögel, die auf silbernen Zweigen saßen und zwitscherten.
Eine der berühmtesten Wasseruhr war an der Großen Moschee in Damaskus, sie baute der Vater von HALI.
Der dänische Astronom BRAHE benutzte bei Sternbeobachtungen neben Räderuhren auch eine Wasseruhr Der Physiker NEWTON erforschte Gesetzmäßigkeiten der Wasseruhr Im 17. und 18. Jahrhundert wurden nochmals Wasseruhren gebaut, die sich jedoch gegen die weiterentwickelten Räderuhren nicht mehr durchsetzen konnten. In Kanton (China) soll noch im 19. Jahrhundert eine aus mehreren Überlaufgefäßen bestehende Wasseruhr in Betrieb gewesen sein.
In Berlin gibt es eine 8 m hohe, moderne Wasseruhr aus einem komplizierten System von Glasröhren, bei der eine Flüssigkeit die Stunden und Minuten in kugeligen Ausbuchtungen mit großer Genauigkeit anzeigt.
Siehe Al Gazari, Archimedes, Su Song, Benu Musa, Gazauhr, Walgeruhr, Klepsydra, Räderuhr, Stundenlinie, Temporalstunden, Ktesibios von Alexandria, Automat, Elementaruhr, Harun al Raschid, Damaskus, Hali, Brahe, Tycho, Newton, Isaak.
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Alternativen: [2][3][4]
Siehe auch: [Al Gazari] [Archimedes]
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