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Gewichtsantrieb
Für den Gang einer Uhr bedarf es einer Antriebskraft. Diese muss für das jeweilige Uhrwerk einerseits so stark sein, das es sicher abläuft, andererseits möglichst gleichmäßig, um physikalische Probleme bei der Gangregelung so gering wie möglich zu halten. Die einfachste und physikalisch beste Antriebsraft ist die durch ein Gewicht, welches an einer Schnur hängt. Der Nachteil dieser Konstruktion ist, dass sie nur für ortsfeste (nicht tragbare) Uhren geeignet ist. Bei den (westfälischen) Bodenstanduhren gibt es drei Arten von Gewichtsantrieb.
1. Die einfachste Form besteht aus einer Umlenkrolle oder Seilrolle mit Kerbe, die auf der Achse des Antriebsrads sitzt (s. Abb.). Fest verbunden mit der Seilrolle [D] ist ein Sperrrad [C], das von einem Sperrkegel [A] am Antriebsrad [E] gehalten wird. Die Kerbe ist entweder aufgerauht oder hat spitze Stifte. Über der Seilrolle [D] liegt eine Schnur [F], an deren einem Ende ein schweres [G] und am anderen Ende ein leichtes Gewicht [H] hängt. Das schwere Gewicht zieht die Rolle mit Sperrrad gegen den Sperrkegel und treibt somit das Rad an. Das leichte Gegengewicht dient zur Spannung der Schnur. Beim Aufziehen wird an dem Schnurende mit Gegengewicht gezogen, und die Schrägverzahnung des Sperrrads hebt den Sperrkegel, damit das Antriebsrad sich nicht bewegt. Der Nachteil ist, dass das Gehwerk während des Aufziehens stehenbleibt. Uhren mit diesem Gewichtsantrieb laufen meist nur einen Tag und verschleißen sehr schnell. Deshalb wurden viele Uhren mit Schnurzug im 19. Jahrhundert auf Schwarzwälder Ketten und Kettenräder umgerüstet. Hierbei ist die Schnur durch eine Kette mit passender Rolle (Kettenrad) ersetzt, auf das Gegengewicht kann verzichtet werden.
2. Eine veränderte Form des ersten Aufzugs benutzt eine endlose Schnur oder Kette mit einer zweiten Seilrolle im Werk und Umlenkrollen in den Gewichten (s. Abb.). Diese Art des Aufzugs wurde von Huygens erfunden und trägt seinen Namen. Die Seilrolle [D] für das Gehwerk ist fest mit dem Antriebsrad [E] verbunden (also ohne Gesperr). Für das Gesperr [A] wird eine zweite Seilrolle [J] mit Sperrrad [C] benutzt, die entweder auf einer Achse an der Werksplatine sitzt oder an der Antriebsachse des Schlagwerks. Beim Aufziehen wird also kein Druck in entgegengesetzter Richtung auf die Antriebsachse ausgeübt und das Gehwerk läuft währenddessen weiter. Bei Uhren mit Schlagwerk braucht man nur ein einziges Antriebsgewicht für Geh- und Schlagwerk.
3. Die dritte Form des Aufzugs wird fast ausschließlich bei (den bergischen, Sauerländer und den meisten Siegerländer) Uhren mit Acht-Tage-Gangdauer verwendet (s. Abb.). Die Antriebsachse [M] ist mit einer Walze [K] (bei (bergischen und westfälischen Uhren meist aus Holz) fest verbunden und durch die Vorderplatine verlängert, wo sie in einem Vierkant [N] ausläuft. Das Sperrrad [C] ist an der Walze befestigt, der Sperrkegel [A] am Antriebsrad [E], das sonst beweglich an der Antriebsachse [M] sitzt. Die Walze wird von vorne mit einem Schlüssel (oder einer Kurbel) an dem Vierkant [N] gedreht und die Schnur [F], an der ein Gewicht [G] hängt, wird aufgewunden. Die Walze erlaubt mehrere Windungen einer dünnen Schnur oder Darmsaite, so dass das Werk länger laufen kann. Indem man das Gewicht an eine Umlenkrolle [U] hängt und das lose Ende der Schnur am Gehäuse [X] befestigt, kann die Laufzeit weiter verlängert werden. In diesem Falle muss die Schnur doppelt so lang und das Gewicht doppelt so schwer sein. Diese letzte Anordnung ist im westfälisch-bergischen Raum bei Acht-Tage-Bodenstanduhren üblich. Nur der Uhrmacher Winter in Calle bei Meschede verzichtete auf die Umlenkrolle.
Alternativen: [2]
Siehe auch: [Aufzug] [Bodenstanduhr] [Fallhöhe] [Gehwerk] [Gewicht] [Gewichtsstück] [Schlagwerk] [Standuhr]
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