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astronomische Uhr
1. Uhr mit Anzeige von astronomischen Daten,
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z.B. Auf-und Untergang von Sonne und Mond, Mondalter, Stellung der Planeten. Derartige Uhren entstanden vom 14. bis 17. Jahrhundert. Sie wurden durch künstlerische Ausstattung und eine Vielzahl von Anzeigen sogenannte Schau- und Monumentaluhren.
Astronomische Angaben wurden zuerst über den Mond gemacht, beispielsweise Phase, Tag des vereinfachten 29 1/2-Tage-Zyklus, Auf- und Untergang, später auch für die fünf großen Planeten Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Saturn und für die Sonne Auf- und Untergang, Ort von Sonne und Mond im Tierkreisring. An Kalenderangaben gibt es Tag, Woche, Monat, Jahr, Schaltjahrzyklus, Tageslänge, Zeitgleichung usw. Für einige Angaben (z.B. über Planeten) sind viele einzelne Zifferblätter vorhanden, sonst sind auch mehrere Angaben auf einem Zifferblatt vereinigt.
Die Zeit wird meist in 2 mal 12 h angezeigt; es gibt Zeiger, die nach beiden Seiten anzeigen. Minutenzeiger sind selten (z.B. in der Marienkirche in Stendal).
Auf astronomische Uhren mit geozentrischem Zifferblatt gibt es mitunter noch die Anzeige der Temporalstunden. Bei diesen Uhren bilden Zeit, Sonne und Mond eine Einheit; alle drei Zeiger laufen täglich einmal um, der Stundenzeiger ist zugleich Sonnenzeiger, der Zeiger mit dem Tierkreisring läuft schon in 23 h 56 min um (Sternzeit), und der Mondzeiger kommt täglich etwa 50 min später. Auf vielen astronomische Uhren ist dieses geozentrische Zifferblatt noch einmal getrennt vorhanden, es ist stets an dem exzentrischen Tierkreisring zu erkennen.
Beim heliozentrischen Zifferblatt sind Sonne und Mond unabhängig von der Zeitanzeige dargestellt. Das äußert sich dadurch, dass der Tierkreisring, der fest auf dem Zifferblatt angebracht ist, teils rechtsherum, teils linksherum läuft; die beiden Zeiger für Sonne und Mond zeigen auf das Tierkreiszeichen, in dem sich Sonne und Mond zur Zeit befinden. In allen diesen Fällen wird die Mondphase nur durch die gegenseitige Stellung des Mond- und Sonnenzeigers angezeigt: entweder trägt der Mondzeiger am Ende eine Mondkugel, die durch ein in der Mitte auf dem Sonnenzeiger angebrachtes Planetengetriebe gedreht wird (geozentrischer Zeiger), oder die Scheibe des Sonnenzeigers hat ein Loch, in dem das auf der Mondscheibe des Mondzeigers gemalte Mondbild sichtbar wird (heliozenfrischer Zeiger). In anderen Fällen wird eine Mondscheibe mit zwei Mondbildern gedreht; wenn ein Mondbild verschwindet, kommt das andere auf der gegenüberliegenden Seite heraus.
Planeten- und Kalenderangaben haben getrennte Zahnradübertragungen für ihre meist kleinen Zeiger und Zifferblätter. Große astronomische Uhren in Kirchen haben Zusatzeinrichtungen, vor allem ein Kalendarium, eine große Kalenderscheibe, die sich täglich einen Tag weiterbewegt. Eine Figur mit Zeiger zeigt auf die Skala, die Monat, Tag, den kirchlichen Namen, Dauer von Tag und Nacht, Sonnenauf- und -untergang enthält. Der Jahresring zeigt Ostern, Weihnachten, Sonntags- und Tagesbuchstaben, die Goldene Zahl, den Sonnenzirkel, die Römerzinszahl u.ä. an. Etwa alle 130 Jahre muss die Kalenderscheibe neu beschriftet werden.
Alle übrigen Zusatzeinrichtungen, wie Stundenschlag, Musik (Choral, regelmäßig auswechselbar), Bewegen von Figuren, Apostelumlauf, haben eigene Antriebswerke, die durch Nocken und Drahtzug ausgelöst werden.
Berühmte astronomische Uhren gab es bereits im Altertum. In Europa entstanden sie etwa ab dem 14. Jahrhundert als monumentale mechanische Räderuhren mit astronomischen Anzeigesystemen, die im zeit-genössischen Sprachgebrauch auch als Kunstuhren bezeichnet wurden. In der Folge stellte man sie auch in kleinerer Ausführung als Tisch- oder Kaminuhr her. Ihr oft komplizierter Aufbau erforderte neben großem handwerklichem Geschick gediegene astronomische Kenntnisse. Monumentale astronomische Uhren waren meist auch mit Automatenwerken kombiniert und zunächst innerhalb großer Kirchen (z.B. Straßburger Münsteruhr), später in deren Türmen oder an öffentlichen Gebäuden angebracht.
2. sehr genau gehende Uhr (Observationsuhr)
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in Observatorien, Sternwarten, geodätischen Instituten usw. für astronomische Beobachtungen sowie zur Zeitbewahrung.
Siehe Kunstuhr, Monumentaluhr, Observationsuhr.
© 1987, wissenmedia GmbH, Gütersloh/München, mit freundlicher Genehmigung
Alternativen: [2]
Siehe auch: [Astronomisches Zifferblatt] [Kunstuhr] [Monumentaluhr] [Observationsuhr] [PPU] [Präzisionspendeluhr]
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