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Zugwinkel des Ankers
Um zu verhindern, dass der Anker in Taschenuhren bei Erschütterungen oder Stößen seine Ruhelage verändert, da sich in diesem Falle das Messer der Gabel an die Sicherheitsrolle anlegen und durch die dadurch entstehende Reibung das freie Schwingen der Unruhe hemmen und merkliche Gangdifferenzen hervorbringen würde, gibt man den Ankerpaletten resp. deren Ruheflächen eine gewisse Neigung. Legt sich nun die Spitze des Radzahnes auf die geneigte Fläche des Ankers, so wird die betreffende Palette nach dem Rade zu angezogen, was man den Zug nennt. Die Stärke dieses Zuges hängt von der Größe der Neigung der Ruheflächen ab.
Nun heißt es, wie groß soll oder muss diese Neigung sein? Hier spielt nun die Reibung, hervorgebracht durch die stählerne resp. messingene Zahnspitze während des Entlanggleitens auf den polierten Ruheflächen der Paletten, eine bedeutende Rolle, und gibt es nun zu untersuchen, wie groß diese genannte Reibung ist. Nimmt man eine Holz- oder Eisenschiene, legt auf dieselbe einen beliebigen Gegenstand und hebt das eine Ende der Schiene langsam in die Höhe, so wird in einer gewissen Neigung der Schiene der Gegenstand herunterrollen. Bei mehrfachen Versuchen wird man finden, dass das Herunterrollen immer in der gleichen Neigung stattfindet. Wird zu diesem Versuche eine polierte Stahlplatte und ein Stückchen Rubin verwendet, so wird man finden, dass der Winkel, in dem die Platte (in dem Moment des Herunterrollens) zur Horizontalen geneigt ist, 8° beträgt. Dieser Winkel, der bei verschiedener Zusammenstellung von Körpern auch verschieden ist, heißt der Reibungwinkel.
Würde man nun den Ruheflächen 8° Neigung geben, so würde der Anzug des Ankers durch Einfluss anderer Widerstände, z.B. Zapfenreibung, dickes Öl etc. stark beeinträchtigt eventuell ganz unterdrückt werden, deshalb gibt man der Sicherheit wegen der Eingangspalette 4 ° und der Ausgangspalette 5 ½ ° mehr. Jedoch darf man darüber hinaus nicht gehen, weil sonst der Auslösungswiderstand gegenüber der Unruhe zu groß werden würde. Die Praxis und Erfahrung hat gezeigt, dass dieses das richtige Maß ist. Warum der Ausgangspalette 1 ½ ° mehr gegeben wird, hat andere Gründe, die zu erläutern hier zu weit führen würde. Genießen wird der Zugwinkel wie folgt: Von dem Mittelpunkte des Ankers wird eine gerade Linie auf den Punkt, wo der Zahn sich auf die Ruhefläche auflegt, gezogen und auf diese Linie eine senkrechte gerichtet, sodann eine dritte Linie und zwar bei der Eingangspalette 12 ° nach innen, bei der anderen 13 ½ ° nach außen gezogen. Der Ausgangspunkt dieser 3 Linien muss der Punkt sein, wo der Zahn im Moment des Auffallens sich anlegt.
Fasst man das ganze Ergebnis zu¬sammen, so findet man, dass der Zugwinkel, wenn man ihn von einer Senkrechten abmisst, die auf einer vom Drehpunkte des Ankers an den Punkt der Ruheflächen geführten Linie errichtet ist, an der Eingangspalette 12° und an der Ausgangspalette 13 ½ ° betragen muss.
Siehe auch: [Anker] [Ausschwingen] [Taschenuhr]
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