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Zeitgleichung
Allgemein die Differenz Wahre Zeit minus Mittlere Zeit. Infolge der Ellipsenbahn der Erde und der Schiefe der Ekliptik sind die Tage nicht alle gleich lang. Die geringen Abweichungen in 24 h bis maximal 30 s summieren sich im Laufe von 1 bis 2 Monaten so sehr, dass die Wahre Zeit mehrmals beträchtlich (maximal fast 16 1/2 min) von der Mittleren Zeit abweicht. Diese Differenz konnte erst nach der Erfindung der Pendeluhr (1656 durch HUYGENS) gefunden werden und wurde erstmals 1672 von FLAMSTEED beschrieben. 1705 wurden von QUARE (1649 bis 1720) in England und später in Frankreich Äquationsstanduhren gebaut, die gleichzeitig Mittlere und Wahre Zeit oder auch direkt die Zeitgleichung anzeigten bzw. umschaltbar waren.
Bis 1833 wurde in Astronomie und Schifffahrt nach der Wahren Zeit gerechnet. Die Zeitgleichung (Mittlere minus Wahre Zeit) war ein "Fehler" der Pendeluhr. 1834 gab der englische "Nautical almanac" die astronomischen Daten erstmalig in Mittlerer Zeit an. Damit war die Zeitgleichung (weiterhin Mittlere minus Wahre Zeit) jetzt eine "Korrektion" der Sonne. Zwischen etwa 1930 (Nautical almanac, Lehrbuch Astronomie) und 1977 (deutsches Nautisches Jahrbuch) vollzog sich der Übergang zur heutigen Metrologie, nach der die Zeitgleichung (jetzt Wahre minus Mittlere Zeit) der "Fehler" der Sonne ist.
Kurven der Zeitgleichung in dieser "neuen Definition" sind daran zu erkennen, dass sie das Jahr im Februar mit dem negativen Extrem - 16 min beginnen.
Von den beiden Ursachen, die die Zeitgleichung verursachen, ist die erste, der Umlauf der Erde um die Sonne, real: die Erde bewegt sich im Winter (Erdnähe) schneller als im Sommer (Erdferne); die Tage sind im Winter länger, im Sommer kürzer. Die Zeitgleichung erhält dadurch eine einwellige Komponente. Die zweite Ursache, die Schiefe der Ekliptik, wird nur durch die Projektion wirksam, ihr Einfluss ist aber um 30% größer. Die Sonne bewegt sich längs der Ekliptik gleichmäßig, die Tageslänge ist aber ein Teil des Himmelsäquators.
Wenn z.Z. der Tagundnachtgleiche ein Tagesabschnitt der schräg (23 ½ °) aufsteigenden Ekliptik auf den Äquator projiziert wird, ist dieses Tagesstück bedeutend kürzer: die Tage sind also an den beiden Tagundnachtgleichen kürzer als an den beiden Sommer- und Wintersonnenwenden. Das ergibt für die Zeitgleichung eine zweiwellige Komponente. Beide Komponenten zusammengesetzt ergeben die Zeitgleichungskurve (siehe Abbildung) mit den beiden großen Extremen im Februar und November und den beiden kleinen im Mai und Juli (siehe Tabelle / Abbildung).
Siehe Wahre Zeit, Mittlere Zeit, Schiefe der Ekliptik, Huygens, Christiaan, Quare, Daniel, Äquation, Äquationsuhr.
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Alternativen: [2][3]
Siehe auch: [Äquationsuhr] [Huygens, Christiaan] [Mittlere Zeit] [Quare, Daniel] [Schiefe der Ekliptik] [Wahre Zeit]
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