Vom Nutzer für den Nutzer - Bitte, nimm Dir ein wenig Zeit, hier findest Du Erläuterungen von Fachbegriffen zum Thema Uhr(en) bzw. Zeitmessung.
[zurück]
Verite, August Lucien
Ingenieur der französischen Nordbahn, berühmter Uhrmacher und Mechaniker, lebte in Beauvais (Frankreich) und starb daselbst im Juli 1887. Er ist es, dem die Idee und die Ausführung der Synchronisation der Uhren durch die Elektrizität zuzuschreiben ist. In demselben Zeitabschnitte, als Vérité diese Erfindung machte, hatte ein Engländer, Jones, dieselbe Idee, die jedoch auf einem anderen Prinzip als diejenige Vérité's gegründet war. Nächst dieser seiner schönen Entdeckung ist sein Hauptwerk die bewunderungswerte Uhr in Beauvais, der, aber in minder ausgedehnten Größenverhältnissen, die Uhr der Kathedrale zu Besancon vorangegangen war.
Vérité verdankte einzig und allein seinen persönlichen Anstrengungen den hervorragenden Rang, zu dem er gelangt war. Er hatte nicht die Lehrkurse jener großen Schulen besucht, die seit dem Ende des vorigen Jahrhunderts nach einander eingerichtet worden waren, um Anfängern die ersten Schritte zu erleichtern, indem ihnen die von ihren Vorgängern erlangten technischen Erfolge in schneller Aufeinanderfolge gelehrt wurden; er hatte keinen Lehrer. Alles, was er wusste, und sein wissenschaftliches Können war bedeutend, verdankte er dem Lesen und jenen in seinem be¬scheidenen Wohnsitze in der rue de la Taillerie in den Musestunden, und hauptsächlich in den Nachtwachen, die er dem Studium der so komplizierten Kunst der Uhrmacherei weihte, mit seltenem Scharfblick gemachten Beobachtungen. Schon sein Eifer und das echte Erfindungstalent, das ihm innewohnte, hatten ihn dazu getrieben, an den nationalen Industrie-Ausstellungen teilzunehmen, wo die Originalität seiner mechanischen Kombinationen und eine bemerkenswerte Geschicklichkeit in der Ausführung ihn hatten Auszeichnungen erlangen lassen, die Praktiker, welche weniger als er von dem Wunsche beseelt waren, ihre Kunst Fortschritte machen zu sehen, befriedigt haben würden.
Dieser Abschnitt seines Lebens wurde durch die Herstellung ,der beiden großen mechanischen Uhren des Justizpalastes und des großen Seminars zu Beauvais gekennzeichnet, bei welchen geistreiche Anordnungen von Transmissionen die Zeitangabe nach jedem Teil des Gebäudes über-trugen. Die Uhrmacherkunst begnügte sich nicht mehr damit, die Zeit mit Hilfe allein mechanischer Mittel und durch von der Kinematik gelieferter Hilfsmittel zu messen; sie begann sich die Elektrizität nutzbar zu machen, die bis dahin in den physikalischen Kabinetten, gänzlich der Theorie überlassen, geruht hatte. Vérité war einer der Veranlasser dieser Umwälzung und als einer der Ersten, wenn nicht als Erster, stellte er eine elektrische Uhr zur Verfügung des Publikums, die das Wunderwerk der ersten französischen Welt-Ausstellung bildete.
Dieser erste Schritt führte ihn zur Haupt-Erfindung in seiner Laufbahn, zu jener Erfindung, die für immer seinen Namen vor dem Vergessenwerden bewahren wird. Unliebsame Mangelhaftigkeiten in der Zeitangabe, welche die öffentlichen Uhren eines Ortes zeigten, ließen seinen klaren Geist nicht ruhen und er entschloss sich, sie verschwinden zu machen, indem er die Uhren alle mit Hilfe der Elektrizität nach einer Zentraluhr von tadellosem Gange regulieren wollte. Diese geniale Idee wurde von der Nord-Eisenbahngesellschaft für ihre Zentralbahn von Paris nutzbar gemacht, wo Hunderte von Zifferblättern gleichmäßig die Zeitangabe einer Normaluhr zeigen; alle diese Apparate sind zu Beauvais in den Werkstätten Vérités angefertigt worden. Der Erfinder empfing bei dieser Gelegenheit das Kreuz der Ehrenlegion.
Siehe auch: [Elektrizität] [Hauptuhr] [Nebenuhr] [Uhrenanlage]
[zurück]
Ein gezeigtes Bild kann zur Vergrößerung angeklickt werden. Das größere Bild wird in einem neuen Browserfenster geöffnet.