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Turmuhr, die Aufstellung einer
Die Abbildung Nr. 180 zeigt die Aufstellung einer Turmuhr unter Berücksichtigung verschiedener Verhältnise, wie sie je nach Massgabe des vorhandenen Raumes zu bewerkstelligen ist. Soll eine Turmuhr gute Dienste leisten, so ist in erster Linie erforderlich, dass die Aufstellung derselben gut und sachgemäß ausgeführt wird. Zunächst ist es wesentlich; für die Uhr einen geeigneten Platz auszusuchen; derselbe muss hell und geräumig sein und bei Türmen möglichst unter den Läuteglocken liegen, damit die Erschütterungen bei dem Läuten nicht nachteilig auf den Gang der Uhr einwirken können.
Die Zifferblätter liegen meist mehr oder weniger über dem Standorte der Uhr und sind unter allen Verhältnissen mit derselben durch Leitungsstangen in Verbindung zu bringen. Bezüglich der Gewichtleitungen ist es wünschenswert, dass sie von der Uhr ab direkt nach unten gelegt werden können; in den meisten Füllen aber ist unterhalb der Uhr ein genügender Raunt nicht vorhanden und die Gewichte müssen erst in die Höhe und nach einem bestimmten Punkte geleitet werden, um die erforderliche Fallhöhe zu erreichen; auch hierbei kann man den Lokalverhältnissen Rechnung tragen, da man mittels der Leitungsrollen die Gewichtzüge nach jeder Richtung (siehe Abbildung) leiten kann.
Jede Uhr bedarf zur ausreichenden Gangdauer einer bestimmten Fallhöhe für die Gewichte. Ist dieser notwendige Gewichtfall indessen nicht erreichbar, so ist die Anwendung eines mehrsträngigen Flaschenzuges unter Erhöhung des Gewichtes nicht ausgeschlossen, während eine bedeutendere Fallhöhe die Anwendung eines zweisträngigen Flaschenzuges mit leichterem Gewichte gestattet. Die Abbildung Nr. 180 stellt fünf verschiedene Anordnungen der Flaschenzüge und Leitungsrollen dar, wovon im gegebenen Falle diejenige anzuwenden ist, welche in Hinsicht auf den vorhandenen Raum die erforderliche Fallhöhe der Gewichte ermöglicht;
a zeigt den Gewichtsfall nach unten in zweisträngigem,
b in dreisträngigem und
c in viersträngigem Flaschenzuge.
d zeigt ferner den Gewichtsfall nach oben in dreisträngigeni und
e in viersträngigem Flaschenzuge.
Gleichzeitig zeigen auch die einzelnen Ringe an den Gewichten an, um wieviel die Schwere des Gewichts je nach Anzahl der Rollen vermehrt werden muss.
Eine Uhr, welche ihren Hauptzweck, in weiter Entfernung deutlich gehört zu werden, voll und ganz erfüllen soll, wird stets besondere Schlageglocken (siehe in der Abbildung die Glocken III und IV) erhalten, weil die Läuteglocken meist sehr niedrig hängen und die Schalllöcher des Turmes häufig mit Jalousien oder Klappen verschlossen sind, wodurch der tiefe und dumpfe Ton vielfach im Turme verhallt. Die Schlageglocken müssen dann derart angebracht werden, dass der Schall derselben ungehindert nach allen Seiten entweichen kann, also entweder in der Laterne des Turmes oder, wenn eine solche nicht vorhanden, an der äußeren Turmmauer oder dem Turmdache; bei öffentlichen Gebäuden, Schulen etc. werden die Glocken auf dem Dache angelegt und mit einem Schutzdache versehen.
Soll die Uhr dagegen an Läuteglocken schlagen, so ist der Hammer möglichst derart anzubringen, dass die Glocke ungehindert geläutet werden kann; der Anschlag des Hammers muss auf den äußeren Schlagring der Glocke (siehe in der Abbildung die Glocken V und VI) erfolgen. Die Verbindung mit der Uhr wird, wie in der Abbildung durch die Zahl 1 kenntlich gemacht ist, durch Drahtzüge und Winkel hergestellt.
Die Anlage der Zifferblätter und Zeigerwerke ist dann am zweckmäßigsten, wenn die Öffnungen hinter den Zifferblättern (siehe in der Abbildung Zifferblatt I) so groß sind, dass das Zeigerwerk direkt an das Zifferblatt geschraubt und letzteres mit Klappe versehen werden kann; in diesem Falle wird zunächst das Zifferblatt befestigt und das schon angepasste Zeigerwerk hintergeschraubt. Ist indessen nur ein kleines Loch in der Mauer hinter dem Zifferblatte, so muss das Zeigerwerk mit entsprechend langem Stundenrohre (siehe Zifferblatt II) angefertigt werden, und es ist sehr darauf zu achten, dass in diesem Falle sowohl die Eingriffe des Zeigerwerkes richtig stehen, wie auch jede "Klemmung" sorgfältig beseitigt werden muss.
Jedes Zeigerwerk muss sich, wenn die Zeiger und Gegengewichte befestigt sind, durch leichten Druck in Bewegung setzen lassen und fühlbare Widerstände müssen untersucht und behoben werden (die Verbindungsstangen der Zeigerleitung sind in der Abbildung mit der Zahl 2 bezeichnet). Nachdem nun die Uhr auf ihren Platz gebracht (zu welchem Zwecke sie häufig vollständig auseinander genommen werden muss) und zusammengesetzt ist, Zifferblätter mit Zeigerwerken und die Glocken, beziehungsweise Hammerwerke funktionsfähig angebracht sind, wird die Uhr so hingerückt, dass sie möglichst senkrecht unter eins der Zifferblätter zu stehen kommt; man beginnt dann mit der Anlage der Linienzüge, die gewöhnlich eine Schwierigkeit verursacht, wenn die Leitungen erst nach oben gelegt werden müssen.
Es empfiehlt sich, die Leitungen zunächst mit Schnüren zu ziehen, wodurch sich genau die Stellen auffinden lassen, wo Rollen eingeschraubt werden müssen, damit nicht die Linie mit einzelnen Teilen der Uhr in Berührung komme. Sind die Gewichtszüge in Ordnung, so wird die Verbindung mit den Zeigerwerken und den Hämmern hergestellt; man benutzt hierbei wiederum Schnüre und spannt dieselben von einem Zifferblatte zum anderen und von der Uhr hinauf bis zu der Zeigerachse, wodurch sich diejenigen Punkte ergeben, wo die Verkuppelungskloben mit den konischen Rädern angebracht werden müssen.
Zum Tragen der Horizontalleitungen müssen auf je 2 Meter Entfernung Friktionsrollen angebracht werden. Von den Hämmern ab wird dann nach unten gelotet, soweit man ungehindert durch Glocken und dergl. kommen kann (hemmende Holzbalken etc. werden durchbohrt); ferner lotet man von den Hammerhebeln der Uhr nach oben und findet dadurch die Stellen, an welchen Winkel zur Verbindung der beiden Lote durch eine Horizontalleitung angebracht werden müssen. Sind sämtliche Leitungen fertig und hat man sich von dem leichten Gange der Zeigerleitungen, dem richtigen Funktionieren der Schlagewerke und dem freien Durchgange der Gewichte und Züge überzeugt, so wird der Uhrstuhl am Fußboden sicher befestigt und das Werk, welches bei den Aufstellungsarbeiten sehr durch Staub zu leiden hatte, nochmals gründlich gereinigt und eingeölt. Jede Uhr muss, wenn sie nicht in einem besonderen staubfreien Raume untergebracht ist, möglichst mit einem staubdichten Verschlage umgeben werden, der so geräumig sein muss, dass das Aufziehen der Uhr ungehindert geschehen kann und die Uhr zum Einölen, Stellen und Reinigen leicht zu erreichen ist.
(Ausführungen Stand 1902)
Siehe auch: [Fassadenuhr] [Gewichtsstück] [Großuhr] [Normalzeit] [Schlagwerk] [Turmuhr] [Weule, Johann Friedrich] [Zeitnormal] [Zifferblatt für Turmuhren]
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