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Tiede, Christian Friedrich
Wurde am 22. August 1794 zu Neu-Buckow in Mecklenburg-Schwerin geboren. Der Vater war seines Berufs ein tüchtiger Schlossermeister, welcher seinen Sohn nach Ablauf der Schuljahre selber in die Lehre nahm. Indes der Mangel an physischer Kraft ließ es notwendig erscheinen, eine Beschäftigung zu suchen, bei welcher die körperliche Kraft nicht in gleichem Maße, wie bei der Schlosserei in Rechnung zu stellen war, und so wurde aus dem Schlosserlehrling der Uhrmacherlehrling, und Oldenburg in Wismar der Lehrmeister. Nach beendeter 4jähriger Lehrzeit fand er in Braunschweig Anstellung in dem Geschäft des allgemein geachteten Delolme. Sein 5jähriger Aufenthalt in dieser Werkstatt und in der Familie des Meisters ist maßgebend für seine Entwickelung gewesen.
Nachdem er noch bei verschiedenen bedeutenden Firmen seine Kenntnisse erweitert hatte, kam er im Jahre 1825 nach Berlin, mietete in der Mittelstraße eine Stube und fing an zu arbeiten. Unter den Segnungen der Stein'schen Gesetzgebung hatte er mit keinerlei Hindernissen zu kämpfen. Ein großer Teil der Arbeit der ersten Zeit kam ihm von den Soldaten der benachbarten Kaserne. Was ihm an freier Zeit blieb, verwendete er für die ihm zum Bedürfnis gewordene Neuarbeit, und in dieser Periode baute er seinen ersten Taschen-Chronometer. Durch die Herren Geh.Rat Minuth und Ober-Bergrat Schaffrinsky an Herrn von Seidlitz empfohlen, fand er bei letzteren ein so lebhaftes Interesse für sein Chronometer, dass derselbe Alexander von Humboldt darauf aufmerksam machte. Dieser übergab es der Sternwarte zur Prüfung, und da der Gang befriedigte, veranlasste Humboldt den König Friedrich Wilhelm III., dasselbe für die Sternwarte anzukaufen.
Die nächste Folge dieses entscheidungsreichen Abschnitts war seine Wahl zum Akademischen Künstler. Im Jahre 1826 verlegte er sein Geschäft nach der Charlottenstraße, dem Französischen Dom gegenüber. Als Tiede sich im September 1832 verheiratete, zog er nach der Behrenstraße 31, und hier war es, wo er durch Fürsprache des Geh.Rat Beuth eine große Drehbank seitens der Regierung als Geschenk erhielt, um Pendeluhren für Sternwarten bauen zu können. Im Jahre 1839 wurde das Geschäft nach der Jägerstraße 20 verlegt, an welcher Stelle es 52 Jahre hindurch ununterbrochen bestanden. Ein Auftrag der Regierung zum Bau von 18 Schiffs-Chronometern wurde die Veranlassung, dass eine zweite größere Drehbank ihm durch Vermittlung des Geh.Rat Beuth als Geschenk überwiesen wurde. Seit dieser Zeit ist die Tiede'sche Werkstatt eine Pflanzstätte guter Arbeit geblieben und jeder Gehilfe, weicher einige Jahre in derselben tätig gewesen, weiß davon zu erzählen.
Das Patent als Königl. Astronomischer und Hofuhrmacher erhielt Tiede im Jahre 1838. Bei der Gewerbe-Ausstellung von 1844 im damaligen Zeughause in Berlin war er Mitglied der Jury und erhielt später die goldene Medaille für ausgestellte Arbeiten, 1846 den roten Adlerorden IV. Klasse. Die Instandhaltung der damaligen drei Hauptuhren für richtige Zeitangabe: Akademie, Universität und Post war ihm übertragen.
Nach allen Weltgegenden gingen seine astronomischen Pendeluhren; die Professoren der Sternwarten des In- und Auslandes schätzten und besuchten ihn, von Humboldt und Beuth besaß er Bilder mit eigenhändig geschriebener Widmung. Er starb am 12. Oktober 1877 im 84. Lebensjahre (siehe Abbildung Nr. 177)
Alternativen: [1]
Siehe auch: [Chronometer] [Hofuhrmacher] [Observationsuhr] [Tiede, Bernhard Theodor Friedrich]
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