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Telegraphie ohne Draht
Eine epochemachende Erfindung des italienischen Gelehrten Marconi, mit welcher derselbe im Jahre 1897 an die Öffentlichkeit trat. Die Erfindung ist das Resultat der Forschungen, welche wir den Entdeckungen von Faraday, Maxwell, Hertz und Röntgen verdanken; wenn auch die Anwendung der elektrischen Schwingungen neu ist, im großen Ganzen ist die Marconi'sche Erfindung dennoch als ein Ausbau der Entdeckungen der vorgenannten Forscher zu betrachten. Die Hertz'schen Wellen der Telegraphie nutzbar zu machen, das war der Gedanke Marconi's. Die Apparate Marconi's, mit welchen er an der englischen Küste seinerzeit die ersten erfolgreichen Experimente ausführte, waren folgende:
Der Transmitter oder Zeichengeber bestand bei diesen Versuchen aus einem Hertz'schen Radiator in der von Prof. Rigid zweckmäßig abgeänderten Form. Zwei Messingkugeln A und R sind in einem Gehäuse D aus isolierendem Material derart angeordnet, dass die Hälfte jeder Kugel aus dem Gehäuse hervorragt, während die andere -- zum Schutz gegen Oxydation -- in ein Vaselinebad eintaucht. Außerdem bewirkt das Vaseline in der Funkenstrecke zwischen beiden Kugeln, dass die überspringenden Funken elektrische Wellen von gleichmäßiger und konstanter Form erzeugen, und dass die Wellenlänge wesentlich reduziert wird. Während nämlich die Hertz'schen Wellen in Metern gemessen werden, beträgt die Länge der Rigid-Wellen eine beschränkte Anzahl von Zentimetern. Marconi verwendet in der Regel Wellen von 120 cm Länge. Die Funken zwischen den Kugeln A und B werden mit Hilfe eines Funkeninduktors erzeugt, dessen primäre Spule in den Stromkreis einer Batterie E eingeschaltet ist. Mittels des Morsetasters K kann der Stromkreis nach Belieben geöffnet und geschlossen werden. Im Sekundärstromkreis des Funkeninduktors C sind neben den beiden großen Kugeln noch zwei kleine a und b angeordnet, so dass bei jedesmaligem Stromschluss des Primärstromkreises durch Herunterdrücken des Tasters K Funken bei 1,2 und 3 überspringen. Die Frequenz der Oszillationen wurde auf 250 Millionen in der Sekunde geschätzt.
Die Fortpflanzungsrichtung für die elektrischen Wellen bildet D - d. Je größer nun die Energie der Entladung ist, umso größer wird die Entfernung, in der mit solchen raschen Oszillationen noch merkbare Wirkungen hervorgerufen werden. Eine Spule mit einer Funkenlänge von 152 mm genügte für eine Entfernung von 1- 6,4, km; für größere Entfernungen wurde jedoch eine Spule verwandt, die Funken von ca. 508 mm gab. Marconis Empfänger besteht aus einer kleinen, 4 cm langen Glasröhre d, in der zwei silberne Polschuhe angeordnet sind, die ca. ½ mm von einander abstehen. Der Zwischenraum zwischen den beiden Polschuhen ist mit einer Mischung feiner Nickel- und Silberfeilspäne mit einer Spur Quecksilber angefüllt. Die Röhre ist stark evakuiert und ihre Polschuhe sind in den Stromkreis einer Lokalbatterie E1, als empfindliches telegraphisches Relais eingeschaltet. Im Ruhezustande geht durch die Röhre kein Strom der Lokalbatterie, weil das Metallpulver zwischen den Polschuhen wie ein Isolator wirkt. Wird das Metallpulver jedoch von elektrischen Wellen getroffen, so werden die einzelnen Teilchen des Metallpulvers polarisiert, und während sie vorher regellos durcheinander lagen, ordnen sie sich nun nach einem bestimmten Gesetz an und bilden gewissermaßen eine metallische Brücke zwischen den beiden Polschuhen, so dass der Strom der Lokalbatterie geschlossen wird.
Hört die Strahlung der elektrischen Wellen auf das Glasröhrchen auf, so behalten die Metallpulverteilchen zunächst ihre Lage bei, aber durch die Anordnung eines kleinen elektrischen Hammers, der von einer zweiten Lokalbatterie e betätigt, an die Glasröhre anschlägt, werden die Feilspäne wieder durcheinander geschüttelt. An der Glasröhre, in metallischer Verbindung mit den Polschuhen, sind noch zwei Flügel W und WI angeordnet, die dazu dienen, die Leistungsfähigkeit des Empfängers entsprechend der Leistung des Transmitters abzugleichen. Der Vorgang des Telegraphierens spielt sich nun kurz in folgender Weise ab: Der Morsetaster K wird niedergedrückt und der Primärstromkreis des Induktors C geschlossen. Im Sekundärstromkreise springen deshalb Funken über, deren Oszillation elektrische Wellen erzeugt. Die elektrischen Wellen polarisieren auf weite Entfernung hinaus das Metallpulver in der evakuierten Röhre und der Stromkreis der Lokalbatterie E, wird geschlossen, damit wird gleichzeitig der Elektromagnet eines Morseapparates betätigt, der in gewöhnlicher Weise auf einem bewegten Papierstreifen ein Zeichen macht.
Bei Einschaltung des Morseapparates wird aber auch die Lokalbatterie e geschlossen, der elektrische Hammer klopft an die Röhre, die Feilspäne fallen durcheinander und der Stromkreis der Batterie E1 wird wieder geöffnet. Bei der neuerlichen Betätigung des Tasters K beginnt das Spiel von Neuem. Man ist also in der Lage, unter Benutzung der elektrischen Wellen, die sich ohne Zuhilfenahme eines metallischen Leitungsdrahtes allein durch den Äther fortpflanzen, in einem Morseapparat telegraphische Zeichen ganz analoger Art hervorzurufen, wie sie bei der heute üblichen Telegraphie erzeugt werden. (Stand 1902)
Siehe auch: [Edison, Thomas Alva] [Elektrische Haustelegraphen] [Faraday, Michael] [Hipp, Matthäus] [Morse, Samuel Finley Breese] [Pneumatischer Haustelegraph] [Siemens, Ernst Werner] [Steinheil, Karl August von] [Telegraph] [Zeitsignal an die Telegraphenämter]
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