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Schulte, Carl
(1850 - 1931) Berlin. Am 19. November 1930 vollendet Kollege Carl Schulte, Berlin, der wohl vielen deutschen Uhrmachern aus ihrer Gehilfenzeit her in bester Erinnerung sein wird, sein achtzigstes Lebensjahr. Schulte wurde am 19. November 1850 in Spandau geboren und in Paderborn, wo er auch das Gymnasium besuchte, erzogen. Nachdem er seine Uhrmacherlehre in Steinheim beendet. hatte, war er in der Zeit von 1870 bis 1882 als Gehilfe in Köln, Essen, Frankfurt a. M., Hamburg, Elberfeld und Berlin tätig. Im Jahre 1882 verheiratete er sich und gründete in Hamm i. W. ein Uhrengeschäft und leitete in Zeit von 1883 bis 1886 nebenher die Expedition der "Hammer Zeitung".
Im Jahre 1888 siedelte er nach Berlin über und gründete dort die "Allgemeine Uhrmacherzeitung", deren Verlag er bis zum Jahre 1914 innehatte. Er verkaufte in diesem Jahre infolge des kurz vorher erfolgten Ablebens seiner Frau die Zeitung; die dann nochmals ihren Besitzer wechselte und bald nach Ende des Krieges einging. In der Zeit von 1889 bis 1892 arbeitete Schulte in Frankfurt / M., als Konstrukteur elektrischer, nautischer und physikalischer Meßinstrumenle. Von seiner erstaunlichen Arbeitskraft zeugt es, daß er daneben seine in Berlin erscheinende Zeitung leitete, deren fachlichen Teil einschließlich des Fragekastens er nahezu allein bestritt.
Aber all das genügte seinem Tatendrange noch nicht, denn im Juni 1890 gründete er zusammen mit Arthur Ölzinn den Deutschen Uhrmachergehilfen-Verband, als dessen Geschäftsführer Schulte fasst 30 Jahre hindurch unter harter Arbeit, schweren Kämpfen und oftmals bitteren Enttäuschungen für die fachliche und wirtschaftliche Hebung der deutschen Uhrmachergehilfen gewirkt hat. Vielen durchreisenden bedürftigen Kollegen haben Schulte und seine Frau, die "Verbandsmutter", nach Kräften geholfen und zwar in selbstloser Weise, da Schultes Bezüge, entsprechend den wirtschaftlichen Verhältnissen der Gehilfen, nur mäßige waren.
Seine bedeutendste schriftstellerische Leistung war das "Lexikon der Uhrmacherkunst", das, mag es auch heute der Durchsicht bedürftig sein (die zweite Auflage erschien im Jahre 1902), viel zur Verbreitung fachlicher und fachgeschichtlicher Kenntnisse beigetragen hat.
Von Ende 1917 bis Mitte 1919 arbeitete Schulte als Hilfs-Beamter bei der Großen Berliner Straßenbahn, eine Stellung, die er wieder verlor, als die früheren Beamten aus dem Kriege zurückkehrten. Im Jahre 1920 wurde ihm das Verdienstkreuz für Kriegshilfe verliehen. Es ist ein bitteres Schicksal, daß Schulte, dessen Ersparnisse die Inflation dahinraffte, nach einem langen, ungewöhnlich arbeitsreichen Leben seine Tage in einer bescheidenen Wohnung (Veteranenstr. 25 zu Berlin) verleben muß. Spenden anläßlich seines achtzigsten Geburtstages würden dem verdienten Manne gewiß sehr willkommen sein.
Quelle: DUZ 1930 S.775
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Carl Schulte verstarb am 9. Mai 1931 im einundachtzigsten Lebensjahre in Berlin.
Quelle: DUZ 1931 S.291
Siehe auch: [DUZ]
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