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Schlossturmuhr in Berlin
Die Turmuhr des Königlichen Schlosses in Berlin wurde von dem Turmuhren-Fabrikant G. Richter in Berlin im Jahre 1897 hergestellt. Sie hat ein vorzüglich gearbeitetes Werk. Das mittels freischwebender Zeichen hergestellte vergoldete Zifferblatt von 1,95 m Durchmesser und dessen Zeiger stellen Reichsapfel, Schwert und Sonne dar. Das von einem 6 Zentner schweren Gewicht ge¬triebene Turmuhrwerk mit Windfanghemmung ist 1 Meter hoch, 2,50 m lang und 0,60 m tief. Das Schlagwerk, welches viertel und ganze Stunden angibt, wird von zwei Gewichten von je 13,5 Zentnern Schwere in Bewegung gesetzt, welche alle vier Tage neu aufgezogen werden.
Die Glocken von 2,40 und 1,75 m Durchmesser sind für die Uhr von Gustav Collier in Zehlendorf aus 1870/71 erobertem Geschützgut gegossen. Die größere der Glocken ist mit vier Adlerknöpfen geschmückt. Die beiden Hämmer haben ein Gewicht von je 75 kg, so dass die Anbringung eines Vorschlagwerks erforderlich war. Um diese Uhr selbsttätig jede Stunde zu regulieren, hat dieselbe Anschluss an die Zentraluhr der Gesellschaft "Normalzeit" erhalten.
Zu diesem Zwecke hat die Postbehörde von jener Zentraluhr aus eine besondere Leitung nach dem Uhrturm gelegt, die ausschließlich zur Regulierung dieser Schlossuhr bestimmt ist. Die Regulierung durch die Zentraluhr der Gesellschaft "Normalzeit" erfolgt in sehr sinnreicher Weise. Alle Stunde hebt die Uhr einen Hammer von einem halben Kilo Gewicht empor, der dann gleichfalls stündlich durch den elektrischen Strom ausgelöst wird und beim Niederfallen den eben eingetretenen Fehler, der übrigens nur wenige Sekunden betragen kann, verbessert. Gleichzeitig wird auch eine dauernde Aufsicht über den Gang der Uhr insofern ausgeübt, als die Art der Verbesserung automatisch an die Zentraluhr der Gesellschaft zurücktelegraphiert wird.
An der Zentraluhr wickelt sich zu diesem Zwecke ein Morse-Streifen ab, und auf diesen fällt ein Hebel nieder, der ihn entweder in einem aufgezeichneten Punkte oder vor oder hinter diesem Punkte trifft und durchlocht. Wird der Punkt von dem Hebel genau getroffen, so geht daraus hervor, dass die Turmuhr auf dem Schlosse richtig ging und keiner Verbesserung bedurfte. Durchlocht hingegen der Hebel den Morsestreifen vor oder hinter dem betreffenden Punkte, so ist das ein Zeichen, dass die Turmuhr auf dem Schloss vor- oder nachgegangen ist und einer Verbesserung durch den elektrischen Strom der Zentraluhr bedurfte. Eine neben dem Papierstreifen befindliche, auf Glas geritzte Skalen ermöglicht es, genau zu ersehen, um wie viele Sekunden die Turmuhr während der betreffenden Stunde vor- oder nachgegangen ist.
Außerdem ist bei dieser Uhr noch eine besondere Neuerung eingeführt. Es werden nämlich auch die Glockenschläge der Turmuhr nach der Zentraluhr telefoniert. Um dies zu ermöglichen, ist sowohl bei der Turmuhr als auch bei der Zentraluhr je ein Telefon aufgestellt. Alle Glockenschläge, die oben von der Uhr des Schlosses ertönen, sind also bei der etwa 1/2 km entfernten Zentraluhr sofort zu hören.
Siehe auch: [Morse, Samuel Finley Breese] [Telegraphie] [Zifferblatt für Turmuhren]
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