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Schildpatt
(oder Schildkröte) sind die hornartigen Platten, welche oft zur Verzierung feiner Uhrkasten benutzt werden, auch wurden daraus die früher recht beliebt gewesenen Übergehäuse der alten Spindeltaschenuhren hergestellt. Diese Platten liegen auf den Schilden der Schildkröten und lassen sich von ihnen ablösen, wenn man jene erwärmt, zurück bleibt ein weißes knöchernes Gerüst. Am schönsten sind diese Platten von dem Schild der Caretta, einer Art Riesenschildkröte, deren Vaterland die Meere des tropischen Ost- und Westindien sind, weniger wertvoll sind die von der großen Riesenschildkröte, deren Fleisch die weltbekannte, ebenso nahrhafte als wohlschmeckende Bouillon liefert.
Das Schildpatt ist wertvoll, wenn die Platten groß, von lichter Grundfarbe und mit dunklen und feurigen Farben ausgestattet sind; kleine, dünne Platten mit mehr oder weniger dunkler Grundfarbe und hellen Flecken haben weniger Wert und sind wohlfeil. Im Handel kommt ostindisches und westindisches Schildpatt vor, ersteres über Kalkutta, letzteres über Havanna, Domingo in Originalkisten von 100 Pfund. Hauptplätze für den europäischen Handel sind Amsterdam, Antwerpen, Hamburg und London (Stand 1902). Im Allgemeinen ist das ostindische dem westindischen vorzuziehen, die Grundfarbe ist reiner und die Marmorierung dunkler und feuriger.
Die Bearbeitung ist einfach; die Originalplatten werden zunächst, um den aufsitzenden Schmutz zu erweichen, in Salzwasser leicht gekocht und dann mit Schachtelhalm gekratzt, bis aller Schmutz herunter ist; die Farben erscheinen nun in ihrer Reinheit; Zuletzt werden die Platten mit gebeuteltem Ziegelstein- oder Blutsteinpulver poliert und dann in die verschiedenen Formen, z.B. für Kämme, Belege auf Lorgnetten, Uhrgehäuse etc. geschnitten.
Schildpatt trägt sich ungleich milder als Horn, springt nicht so leicht beim Fallen, nimmt nach jahrelangem Gebrauch durch Abreiben mittels eines Stückes Fries seinen früheren Glanz wieder an, verbleicht nicht wie das Horn und lässt sich an den gebrochenen Stellen schweißen.
Alternativen: [2][3]
Siehe auch: [Boulle, Andre Charles] [Boulle-Technik] [Boulle-Uhr]
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