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Sanduhr, Geschichte der (Teil 3)
Sanduhrmacher
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Nachdem wir uns dem Gebrauch der Sanduhren gewidmet haben betrachten wir nun die Hersteller von Sanduhren. In den "Nachrichten von den vornehmsten Künstlern und Werkleuten, so innerhalb hundert Jahren in Nürnberg gelebt haben" von Johann Neudörffer die bis etwa 1550 reichen, werden Sanduhrmacher nicht aufgezählt. Bekannt ist das Wappen der Nürnberger Sanduhrmacher von 1574.
Der Nürnberger Meisterkodex von 1649 weist den Sanduhrmacher Wolff Rech auf. 1698 erschienen in Regensburg Christoph Weigels "Abbildungen der Gemein- Nützlichen Haupt- Stände". Er schreibt, dass die Wissenschaft die Sand- Uhren zu machen, lange Zeit frei geblieben sei. Seines Wissens werde sie nun in Nürnberg unter die gesperrten Handwerke gezählt. Als Prüfungsaufgaben für die Meisterprüfung wird die Anfertigung von vier verschiedenen Sanduhren angegeben:
1. eine kleine Uhr mit Blei-Sand
2. eine Uhr mit vier Gläsern, von weißem Sand, davon das erste die viertel, das andere die halbe, das dritte drei viertel, und das vierte die ganze Stunde andeutet
3. eine Uhr von dreien Stunden, ebenfalls mit weißem Sand gefüllet
4. eine Uhr von zweien Gläsern, deren eines mit der halben, das andere mit der ganzen Stund auszulauffen pfleget.
Das einzige bekannte Bild eines Sanduhrmachers wurde in Nürnberg gemalt. Es stellt den fünfzigjährigen Sanduhrmacher Carl Schubart dar. Im Verzeichnis der Nürnberger Hausbesitzer von 1812 wird Wolfgang Tobias Stoer als letzter Sanduhrmacher aufgeführt. Wenn auch in bescheidenem Maße, so hat doch dieses Handwerk seine Meister über die Jahrhunderte ernährt.
In einem 1797 erschienenen englischen Werk werden alte Kircheneinrichtungen beschrieben. Es findet sich die Angabe, dass im Jahre 1591 von der Kirche der Heiligen Helena in Abingdon für eine Kanzelsanduhr vier Pence verausgabt worden. Es ist eine der ersten englischen Kanzelsanduhren von der man Kenntnis hatte und eine der wenigen, von welcher der Preis bekannt ist. Wie aus einem Auftrag der Akademie der Marine in Frankreich an den Stadtvater von Dünkirchen aus dem Jahre 1780 hervorgeht, wurden 700 nicht befestigte Sanduhren mit einer halben und einer viertel Minute Laufdauer bestellt. Ein weiterer Auftrag 1799 über 100 Sanduhren mit einer halben Minute Laufdauer bestätigt den hohen Bedarf an Sanduhren. Im Jahr 1801 war in Nürnberg der Handel mit Sanduhren bedeutender als der mit Taschenuhren.
Sanduhren nicht nur ein Zeitsymbol
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In der Gegenwart hat die Sanduhr als Zeitmesser zwar keine Bedeutung mehr, sie begegnet uns jedoch öfters als wir es bewusst wahrnehmen. Im Guiness- Buch der Rekorde finden wir die größte und die kleinste Sanduhr der Welt. Die kleinste Sanduhr mit einer Höhe von 2,4 cm und einer Laufzeit etwas weniger als 5 Sekunden wurde 1992 von Bernhard Möller einem Hamburger Mechaniker angefertigt.
Die größte Sanduhr der Welt befindet sich im Sandmuseum in der japanischen Stadt Nima. Sie ist 6 Meter hoch und hat eine Laufdauer von einem Jahr. Das Glas dieser Sanduhr wurde übrigens bei Schott in Deutschland gefertigt. Eine noch größere Sanduhr in der Schweiz mit der Höhe von 6,20 Meter hat ihren Probelauf bereits bestanden.
Kein anderer Zeitmesser hat die Sinnfälligkeit des Begriffes Zeit so erlangt wie die Sanduhr. Wir finden sie in allen Kunstgattungen quer durch die Jahrhunderte. Als Attribut des heiligen Hironymus, des Gottes der Zeit Chronos und des personifizierten Todes war sie vielen Künstlern ein wichtiges Mittel zur Gestaltung ihrer Kunstwerke. In der Malerei taucht die Sanduhr als Symbol der Vergänglichkeit immer wieder auf. Das Anhalten der Zeit wird oft durch ein auf die Seite gelegtes, der Tod durch ein zerbrochenes Stundenglas dargestellt. Bei den Bilderfolgen von Totentänzen und bei der Gestaltung von Grabmahlen ist die Sanduhr bis in die heutige Zeit immer wieder anzutreffen. In der Dichtung hat sich dieser Zeitmesser ebenso etabliert. Bei fast allen bekannten Dichtern finden sich entsprechende Zitate. Die vierte Strophe des Liedes "Hoch auf dem gelben Wagen"
Sitzt einmal ein Gerippe
dort beim Schwager vorn,
schwenkt statt der Peitsche die Hippe,
Stundenglas statt des Horns, ...
zeigt wie tief die Sanduhr im alltagsgebrauch der Menschen verwurzelt ist.
Auch an den Uhren ist die Sanduhr in ihrer Symbolik nicht selten vertreten. Es handelt sich dabei oft um Darstellungen an Gehäusen und Zifferblättern von Pendulen, Stand- und Taschenuhren, oder auch in der Uhr auf den Spindelkloben, Platinen oder Pendellinsen. Auch auf den Zifferblättern von Sonnenuhren ist die Sanduhr zu finden. Ob es sich um Werbung handelt oder um ökologische Probleme, immer wieder wird die Sanduhr als Zeitsymbol herangezogen.
Sogar in der Computerwelt hat sich die Sanduhr fest etabliert. Nicht nur bei Computerspielen, sondern auch bei Textverarbeitungen und Datenbanken und sogar als Aufforderung zum geduldigen Warten am Geldautomaten begegnet uns des Öfteren die Sanduhr. Im Souvenirverkauf spielt die Sanduhr keine große Rolle, allerdings kann man bei einiger Aufmerksamkeit eine ganze Reihe verschiedener Modelle zu sehen bekommen. Von einfachen bis recht kostspieligen Exemplaren reicht das Angebot - Preise bis zu 300 DM sind dabei durchaus möglich.
Dieser Streifzug durch die Geschichte der Sanduhr ist keineswegs vollständig und lässt noch so manche Frage offen. Die meisten Informationen sind aus den spärlichen zur Verfügung stehenden Literaturhinweisen zusammengetragen. Ich würde mich über jede Kritik und Anregung seitens der Leser dieser Veröffentlichung freuen um Informationslücken zu schließen und mögliche Fehler korrigieren zu können.
Quelle: Lothar Hasselmeyer, Dresden
Siehe Sanduhr, Sanduhrmacher, Elementaruhr, Log, Logleine, Log-Uhren, Kanzeluhr, Elementaruhr, Glas, Glasenuhr, Badeuhr, Eieruhr.
Siehe auch: [Badeuhr] [Eieruhr] [Elementaruhr] [Glas] [Glasenuhr] [Kanzeluhr] [Log] [Log-Uhren] [Logleine] [Sanduhr] [Sanduhr, Geschichte der (Teil 1)] [Sanduhr, Geschichte der (Teil 2)] [Sanduhrmacher]
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