Vom Nutzer für den Nutzer - Bitte, nimm Dir ein wenig Zeit, hier findest Du Erläuterungen von Fachbegriffen zum Thema Uhr(en) bzw. Zeitmessung.
[zurück]
Harrison, John H.
Geboren 1693 in Foulby (Grafschaft York), gestorben am 24. 3. 1776 in London. Sein Vater war Zimmermann, reparierte aber auch Uhren. Zusammen mit seinem Bruder JAMES HARRISON beschäftigte sich Harrison intensiv mit Uhren. Er erfand das Rostpendel (s.a. Kompensation) und die Hilfsfeder als Antriebsausgleich während des Aufziehens. 1726 hatte Harrison bereits zwei Pendeluhren, die im Monat nur 1 s abwichen, gebaut. Zum Regulieren beobachtete Harrison Fixsterne gegen einen Schornstein.
1714 hatte das englische Parlament einen Preis für Schiffsuhren mit geringsten navigatorischen Abweichungen auf einer Fahrt von England nach Westindien (Amerika) ausgesetzt:
bei Abweichung 1° Länge 10.000 Pfund Sterling,
bei Abweichung 2/3° Länge 15.000 Pfund Sterling,
bei Abweichung ½° Länge 20.000 Pfund Sterling.
Das entsprach Entfernungen von 60, 40 bzw. 30 englischen Seemeilen.
1728 reiste Harrison mit technischen Zeichnungen über den Bau geeigneter Schiffsuhren nach London und verhandelte dort mit dem Astronomen HALLEY, der ihn an den berühmten Uhrmacher GRAHAM verwies. Dieser empfahl ihm, mit dem Bau einer Uhr zu beginnen. Das Interesse von Harrison galt der Reibung (Lager aus Holz mit öliger Oberfläche) und der Temperaturkompensation (Rostpendel). Er baute eine Hemmung mit beweglichen Paletten (Grasshopper). Nach vierjähriger Bauzeit reiste er 1735 mit dem Timekeeper Nr. 1 nach London. Diese Uhr H1 war 54 cm hoch und fiel durch zwei federgekoppelte Pendel mit Kugeln auf, einer Nachahmung des Kreuzschlagprinzips. Vom 19. bis 26.5.1736 fuhr Harrison mit dem Schiff "Centurion" nach Lissabon, wobei H1 eine tägliche Abweichung von 3 s gehabt haben soll.
Harrison siedelte 1737 mit seinem Bruder nach London über. Sie bauten zusammen bis 1739 die H2 (66 cm hoch). Dann trennten sich die Brüder. Harrison entwickelte allein die H3 (53 cm hoch). Er hoffte, in zwei Jahren damit fertig zu sein, beantragte jedoch erst 1760 die Prüfung. Harrison verwendete nun schon Steinlager mit Schmiermitteln und Bimetallkompensation.
Inzwischen hatte sein Mitarbeiter JEFFERYS 1754 eine Kleinuhr mit dem Durchmesser 2,5" hergestellt, und Harrison baute mit ihm sowie mit seinem Werkmeister KENDALL die H4 mit einem Durchmesser von 5,2".
Die erste Schiffsreise an Bord der "Deptford" vom 17.11. bis 6.12.1761 nach Madeira und am 19.1.1762 nach Jamaika machte sein Sohn WILLIAM HARRISON mit der Uhr H4. Dieser meldete eine Fehleranzeige von 5,1 s in 61 d.
Nun musste Harrison noch eine solche Beschreibung der Uhr anfertigen, dass anderen Uhrmachern ein Nachbau möglich war. Eine weitere Reise von WILLIAM HARRISON, die vom 28.3. bis 13.5.1764 auf dem Kriegsschiff "Tartan" nach Barbados erfolgte, brachte mit 39 s in 46 d einen vollen Erfolg für die H4. Nach der Rückreise vom 4. bis 18.6.1764 betrug die Gesamtabweichung 54 s in 156 d. Aufgrund von Intrigen durch Astronomen und das Parlament sah sich Harrison gezwungen, eine weitere H5 (mit H4 über-einstimmend) zu bauen, die er König GEORG III. überreichte. Erst daraufhin wurde 1774 verfügt, dass Harrison auch noch die zweite Hälfte des Preises ausgezahlt bekommen solle. Trotzdem erhielt er insgesamt nur 18750 Pfund.
Die von Harrison eingeleitete Entwicklung des Chronometerbaues wird treffend gekennzeichnet durch die Worte eines englischen Historikers: "Harrisons Seechronometer hat über 150 Jahre für England die führende Seegeltung gebracht".
Siehe Harrison, John, Pendeluhr, Rostpendel, Kompensation, Schiffschronometer, Grasshopper-Hemmung.
© 1987, wissenmedia GmbH, Gütersloh/München, mit freundlicher Genehmigung
Siehe auch: [Gang] [Grasshopper-Hemmung] [Harrison, John] [Kompensation] [Kompensationspendel] [Pendeluhr] [Rostpendel] [Schiffschronometer]
[zurück]
Ein gezeigtes Bild kann zur Vergrößerung angeklickt werden. Das größere Bild wird in einem neuen Browserfenster geöffnet.