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Harrison, John
Ein sehr geschickter Uhrmacher, geboren zu Foulby bei Pontefract, in der Grafschaft York, im Jahre 1693. Er erlernte das Handwerk seines Vaters, der ein Zimmermann war, nebenher aber auch Uhren reparierte, Grundstücke vermaß und mit manchen anderen mechanischen Arbeiten sich beschäftigte. Dem jungen Harrison machten von Kindheit auf Maschinen, die durch Räderwerke getrieben wurden, viel Vergnügen, und jede Gelegenheit, sich über dieselben größere Kenntnisse zu verschaffen, ward von ihm eifrigst benutzt, so dass er oft ganze Nächte mit Schreiben und Zeichnen zubrachte. Sehr zu Statten kam es ihm, dass sein Vater im Jahre 1700 nach Barrow in der Grafschaft Lincoln zog, wo ein benachbarter Geistlicher sich des lernbegierigen Knabens annahm. Von diesem erhielt er ein in Saundersons Vorlesungen nachgeschriebenes Heft, welches er mit den darin enthaltenen Figuren sauber kopierte und eifrig studierte. Er vervollkommnete sich nun so in der Uhrmacherkunst, dass er als Erfinder in derselben auftreten konnte.
Er erfand das Rostpendel, ferner die Hilfsfeder, um das Werk während des Aufziehens im Gange zu erhalten, sowie noch viele andere Verbesserungen an Stand- und Taschenuhren. Im Jahre 1726 hatte er zuerst zwei Pendeluhren fertig, woran die von ihm erfundene Kompensation und Hemmung angebracht war, und die Alles übertrafen, was bis dahin in dieser Art von Maschinen geleistet war, indem sie im Verlaufe eines Monats kaum um eine Sekunde von einander abwichen. Harrison suchte nun eine ähnliche Vervollkommnung der Seeuhren zu bewerkstelligen, da seine eben erwähnte Verbesserung nur die auf Schiffen wegen des Schwankens nicht anwendbaren durch Gewichte getriebenen Pendeluhren betraf. Nachdem er eine Zeichnung entworfen hatte, wie nach seiner Idee eine zur Bestimmung geographischer Längen dienliche See-Uhr auszuführen sein möchte, reiste er im Jahre 1728 damit nach London, wo er von dem Längenbureau (board of longitude) Unterstützung für die Ausführung einer solchen Maschine erhoffte. Das Parlament hatte nämlich im Jahre 1714 einen Preis von 20000 Pfd. Sterling auf die Erfindung einer Uhr gesetzt, die auf einer zu bestimmenden Seereise nur um 1/2 Grad oder 30 englische Seemeilen die Länge unrichtig angäbe: 15000 Lstrl. (20.000 Pfd.) sollte der haben, dessen Uhr die Länge bis auf 40 Seemeilen und 10000 Lstrl. der, dessen Uhr die Länge bis auf 60 Seemeilen richtig bestimmte. Als er sich aber deshalb an Halley, den damaligen königlichen Astronomen, wandte, wurde er von diesem an G. Graham gewiesen, welcher ihm riet, seine Maschine erst zu machen, ehe er bei dem Längenbureau etwas darüber einreiche. Er kehrte daher nach Hause zurück und kam im Jahre 1735 mit seiner ersten fertigen See-Uhr wieder nach London. Um diese Uhr zu prüfen, musste Harrison im folgenden Jahre mit derselben eine Seereise und zwar nach Lissabon machen, und da sich auf dieser Reise die Trefflichkeit seiner Erfindung so bewährte, dass Halley, Graham, Bradley und Smith ihm die ehrenvollsten Zeugnisse nicht versagen konnten, so erhielt er im Jahre 1737 eine vorläufige Unterstützung.
Zwei Jahre später legte er dem Längenbureau eine zweite, vereinfachte und vervollkommnete See-Uhr, und im Jahre 1741 eine dritte, kleinere, noch einfachere und vollkommenere vor, bei welcher der größte Fehler nur 3 bis 4 Sekunden in der Woche betrug. Im Jahre 1749 erteilte ihm die königl. Sozietät die Copley'sche Medaille, die demjenigen gegeben wird, welcher im Laufe des Jahres die nützlichste Erfindung oder Entdeckung gemacht hat. Zugleich empfahl die Sozietät ihn angelegentlichst den Kommissaren des Längenbureaus. Obgleich er nun selbst nicht glaubte, seine See-Uhr zu noch größerer Vollkommenheit bringen zu können, so fand er doch, indem er die Taschenuhr zu verbessern suchte, dass sich dieselbe noch einfacher, dauerhafter und bequemer machen ließ, und vollendete im Jahre 1761 die vierte, in Form einer großen Taschenuhr, von ungefähr 6 englischen Zoll Durchmesser. Diese vierte Uhr vereinigte nun alle Vorzüge der früheren und übertraf dieselben in mehrerer Rücksicht, indem sie drei Jahre nicht gereinigt zu werden brauchte und doch in jeder vertikalen oder nicht vertikalen Lage gleichförmig ging. Sie wurde von ihrem Erfinder vorzugsweise timekeeper (Zeithalter) genannt und von dem Längenbureau einem nach Jamaika segelnden Schiffe zur Prüfung mitgegeben.
Ungeachtet diese Prüfung ganz zu Harrison's Gunsten ausfiel, erhielt er doch nur einen Teil der durch die Parlamentsakte von 1714 bestimmten Prämie. Um recht sicher zu gehen, ließ das Längenbureau den Herzog von Nivernais, damaligen französischen Gesandten am Londoner Hofe, ersuchen, zwei Kommissarien von Paris zur Teilnahme an der Prüfung kommen zu lassen. Camus und Ferdinand Berthoud wurden dazu erwählt; ihnen gesellte sich noch Lalande bei, der damals gerade in London war. Alle drei konnten sich nicht enthalten, Harrison's Genie und Reichtum an Hilfsmitteln zu bewundern. Dennoch fürchteten die Mitglieder des Längenbureaus Vorwürfe vorn Parlament zu erhalten, wenn sie nun den ganzen Preis auszahlen ließen; sie ließen deshalb im Jahre 1764 den Sohn des Erfinders, William Harrison, der auch auf der Reise nach Jamaika die Uhr begleitet hatte, noch eine zweite Reise mit derselben nach Barbardos machen, auf welcher die sinnreiche Maschine ihre Trefflichkeit nochmals vollkommen bewährte, da sie größere Genauigkeit gewährte, als sie die Parlamentsakte verlangte. Nun wurde noch von Harrison gefordert, dass er den Kommissarien des Längenbureaus eine ausführliche Beschreibung seiner Uhr geben und einen andern Künstler in Stand setzten sollte, eine ähnliche Maschine zu machen. Beides geschah und nun erhielt Harrison endlich den Rest der Hauptprämie vollständig ausgezahlt. Es war hohe Zeit, denn schon hatte Harrison das 75. Jahr erreicht und war durch die vielen Schwierigkeiten, die man ihm gemacht hatte, mit Bitterkeit gegen die Menschen erfüllt. Zwei Jahre später befiel ihn das Podagra und am 24. März 1776 starb er, 83 Jahre alt, an Altersschwäche. Seine drei älteren vor der Erfindung des eigentlichen timekeeper verfertigten Seeuhren (auch See- oder Schiffs-Chronometer) werden als geschichtlich merkwürdig im königl. Observatorium zu Greenwich aufbewahrt. (hierzu Abbildung Nr. 74)
Alternativen: [1]
Siehe auch: [Gang] [Grasshopper-Hemmung] [Harrison, John H.] [Kompensation] [Kompensationspendel] [Pendeluhr] [Rostpendel] [Schiffschronometer]
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