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Gravieren
(auch Gravierungen, Gravur) Hierunter versteht man die Herstellung von Zeichnungen in Metall, Holz, Elfenbein etc., erhaben oder vertieft, mittels Grabstichel, Radiernadel oder auch durch Anwendung von Apparaten. Eine einfache Methode, spielend leicht gravieren zu erlernen, soweit diese Kunst vom Uhrmacher gebraucht wird, ist folgende: Zwei Stichel und ein Stück Neusilberblech, so groß, dass man es gut in der Gewalt hat, sind die vorläufigen Lehrmittel. Man vermeide aber unbedingt als Lehrmittel das Messingblech, denn es ist sehr schwer und außerdem auch anstrengend Messing zu gravieren. Man glühe Neusilberblech, welches nicht so schwach sein darf, dass es sich beim Arbeiten verbiegt; es bekommt dann durch das Glühen die ungefähre Härte des Silbers und lässt sich infolgedessen leichter und besser bearbeiten. Nun ist es unbedingt nötig, der Blechplatte einen möglichst feinen Schliff zu geben, denn falsch wäre es, auf porösem, ungeschliffenem Blech lernen zu wollen. Nachdem die Platte auf beiden Seiten hübsch glatt geschliffen ist, schleift man beide Stichel, und zwar den spitzen Stichel, wie er in Abbildung Nr. 59 und den breiten Stichel, wie er in der Abbildung Nr. 60 dargestellt ist.
Die Spitze des spitzen Stichels soll einen Winkel von 50 bis 70 Grad haben, ferner darf die Spitze nicht die alte Grundlinie beibehalten, sondern sie muss schwach nach oben geneigt geschliffen sein. Dann müssen die Seiten der Spitze nicht flach, sondern möglichst gewölbt geschliffen werden, um der Spitze größere Festigkeit zu geben; sie muss bequem von oben zu beobachten sein und zu diesem Zweck schleift .man die obere Kante des Stichels vorn lang ab. Schließlich muss der Stichel, wenn er .neu ist, durch Abbrechen zur Hand passend gekürzt und recht kräftig gewählt werden, damit er sich bei starkem Druck nicht biegt, denn ein Ausrutschen mit dem Stichel oder ein Abbrechen der Stichelspitze wäre sonst unvermeidlich.
Ist der spitze Stichel in dieser Weise ganz scharf angeschliffen, so schleift man den breiten Stichel, welches leichter gemacht und bei weitem einfacher ist. Auch diese Spitze kann hier im Winkel von 50 - 70 Grad angeschliffen werden und muss auch bei diesem Stichel die Grundlinie vorn nach oben geneigt verlaufen. Nachdem man auch bei diesem Stichel die obere Basis zum besseren Beobachten schräg angeschliffen hat, ist man sehr im Vorteil, wenn man beide Stichel in kleine runde, nicht zu lange Heftchen schlägt, siehe Abbildung Nr. 61, und zwar so, dass beide Stichel, einschließlich der Hefte, in der Länge ungefähr übereinstimmen. Ist man nun soweit, dass die Stichel scharf und die Platte glatt geschliffen ist, so fängt man mit der leichtesten Gravierung an, dieses ist "Schrift gravieren". Man nimmt ein altes Buch, in welchem nachstehende Schrift, siehe Abbildung Nr. 62, ziemlich groß und deutlich gedruckt ist, überstreicht die Platte mit der nachstehend beschriebenen Lösung, zieht nachdem die Platte dadurch einen weißen Überzug bekommen hat, Linien darauf und zeichnet die Schrift vor. Man zeichnet auf die erste Linie ein a, nun nimmt man den breiten Stichel und setzt die scharfe Kante unten an, darauf bringt man durch einfaches Hin- und Her-Wackeln der Hand den Stichel in Bewegung. Derselbe wird dadurch richtig vorwärts schreiten resp. gravieren. Nachdem man nun die starken resp. Grundstriche, und zwar jeden Teil nicht in einem Zuge, sondern bei jeder Biegung frisch einsetzend, zusammengesetzt hat, siehe Abbildung Nr. 63, nimmt man den spitzen Stichel und setzt denselben möglichst etwas vor dem Grundstrich und drückt denselben, aber nicht zu tief gravierend, zur Verbindung der Grundstriche nach der gegenüberliegenden Seite. Siehe Abbildung Nr. 64.
Bedingung hierbei bleibt, dass man den spitzen Stichel nur in der Pfeilrichtung (Abbildung Nr. 64) gebraucht und nicht die Platte wendet, bzw. die oberen Verbindungsstriche nicht in entgegengesetzter Richtung wie die unteren sticht, denn die feinen in einer Richtung gleichlaufenden Striche zieren die Schrift besonders schön. Dasselbe gilt auch für die anzuwendenden Verzierungsstriche. Hat man in dieser Weise einen Buchstaben fertig graviert, so fängt man einen zweiten Buchstaben an, denselben vorzeichnend und verfährt genau wie bei dem ersten, erst zusammenstückeln der Grundstriche und dann in einer Richtung Verbindungsstriche stechen. Ist man erst ein klein wenig geübt, so schreibt man schon ein ganzes Wort vor, graviert erst alle Grundstriche und dann alle Verbindungsstriche, der Erfolg kann nicht ausbleiben. Sobald wie angängig nimmt man einen alten Silberdeckel, schleift und poliert ihn gut ab, mattiert denselben mit der Lösung, zieht Linien, zeichnet vor und graviert auf obige Weise. Ein jeder wird dann seine Freude an dem schönen Erfolg laben, wenn die Schrift, nach-dem die Lösung abgespült und der Deckel mit weichen Lappen oder Papier abgerieben ist, schön brillierend und im Zusammen-hang stehend, zum Vorschein kommt. Nachdem man nun durch fleissiges Üben das Leichtere, nämlich "Schriftgravieren", gelernt hat, fängt man an Monogramme, siehe Abbildung Nr. 65, zu gravieren.
Wer im Zeichnen solcher nicht bewandert, der lege sich ein Monogramm-Buch zu und kopiere das gewünschte Monogramm auf ein Stück helles, gutes Papier: mit Hilfe dieser Kopie bringt man dann die Zeichnung auf den betreffenden Gegenstand. Beim Monogramm-Gravieren muss man den Gegenstand auf eine erhöhte, feste runde Unterlage legen und zwar so, dass man denselben recht gut unter dem Stichel drehen kann. Angenommen, man graviert eine runde Platte; nachdem man dieselbe zuvor recht gut abgeschliffen, mattiert und vorgezeichnet hat, legt man dieselbe auf eine Unterlage, zu welcher sich am besten ein rundes Holzklötzchen, in der Höhe einer gewöhnlichen Benzindose (4 - 5 cm), eignet, doch muss dasselbe so breit sein, dass es nicht leicht kippt. Zum Schutze polierter Gegenstände überzieht man die Unterlage mit weichem Leder. Man hält nun die Platte mit der linken Hand fest auf die Unterlage und den Daumen der rechten Hand legt man fest auf die zu gravierende Platte, dadurch bekommt die gravierende Hand einen festen Stützpunkt, denn ohne diesen würde man beim Gravieren stets ausrutschen. Durch das Festliegen des Daumens hat man die Hand bzw. den Stichel so gut in der Gewalt, dass das Ausrutschen nur möglich ist, wenn die Spitze des Stichels bricht. Vor allem graviere man zuerst bloß größere Monogramme auf Bierglasdeckel etc.
Wie bei dem Gravieren der Schrift, so gewinnt auch das Monogramm ein besseres Aussehen, wenn man immer an einer Basis anfängt, wodurch sich dann die blanken Schattierungsflächen der Grundstriche stets nur auf einer Seite bilden. Will man der Hand einen sicheren Stich angewöhnen, so kann man auf einer glatten Platte, das Stechen von kurzen und langen gebogenen Strichen vornehmen, und zwar so, dass man den Stichel leicht ansetzt und dann immer kräftiger drückt, dadurch geht der Stichel allmählich tiefer und man gewöhnt sich das Stechen von längeren, gewundenen Linien recht sicher an. Zur Ausschmückung der Monogramme, siehe Abbildungen Nr. 66 und 67, benutzt man erst kleine bzw. kurze, gerade Stiche und erst bei längerer Übung wendet man schwungvolle, gebogene Verzierungslinien an und zwar bei gebogenen Verzierungslinien den äußeren Stich immer viel länger als den inneren. Wer diese Übungen ziemlich kann, wird mit Hilfe der Lupe von Damen- und Herrenuhrgehäusen schöne und dabei ganz leichte Übungsstücke resp. Skizzen absehen können, und durch Benutzung verschiedener Breitstichel, an Stelle deren man dann auch teilweise den Fadenstichel benutzt (Gebrauch wie Breitstichel), schöne Arbeiten ausführen können. Eine schöne, brillierende Ausfüllung kleiner Felder erhält man, wenn man mit dem Spitzstichel kurze Stiche recht dicht, kreuz und quer durcheinander sticht. Graviert, man matte Sachen, resp. die Schrift oder Verzierung soll poliert gestochen werden, so schleift man die Stichelspitze mit einer ganz feinen Schmirgelfeile nach, die Gravierung wird dadurch hochglänzend. Falsch wäre es, die vordere Fläche des Stichels zu polieren, es empfiehlt sich, nur die gewölbten Seitenflächen bzw. Grund- und Seitenflächen fein nachzuschleifen, denn das Polieren der vorderen Fläche beeinträchtigt die Schärfe des Stichels.
Wenn man diese Übungen hinter sich hat, dann lernt man das Gravieren der Trauringe. Das Gravieren der Trauringe ist nicht so leicht und wird diese Arbeit dem Anfänger in der ersten Zeit einige Schwierigkeiten bereiten, die er aber bald überwinden wird, wenn er des Sprichwortes eingedenk bleibt: "Übung macht den Meister". Will man einen Trauring gravieren, so spanne man denselben nicht in Klemmen zum Festhalten, sondern lerne das Gravieren freihändig, bzw. man halte den Ring bloß mit dem Zeigefinger und Daumen auf der mit einem weichen Leder bedeckten Tischplatte. Nachdem man den Ring mit der Lösung innen matt gemacht hat, schreibt man die beiden üblichen Anfangsbuchstaben des Vor- und Zunamen auf und verfährt beim Gravieren folgendermaßen: Man setzt den Stichel zuerst bei dem am Rande des Ringes befindlichen Buchstabenbogen ein und graviert erst alle in der Pfeilrichtung (siehe Abbildung Nr. 68) laufenden gebogenen Buchstabenteile, dann wendet man den Ring (siehe Abbildung 69) und verfährt ebenso in der Pfeilrichtung. Wie man aus der Zeichnung an den punktiert gekennzeichneten Buchstabenteilen ersehen kann, lassen sich die Buchstabenteile auf diese Weise miteinander sehr leicht vereinigen und muss es einleuchten, dass diese Zusammenstückelung recht vorteilhaft anzuwenden ist resp. dass es keine Mühe macht, nachdem man die Lösung abgespült hat, die verbindenden Stellen glatt nachzustechen. Nötig ist unbedingt, sich recht korrekt nach der Vorzeichnung zu richten, damit die Stiche hübsch ineinander laufen, man bedient sich hierzu eventl. einer Lupe. Dass dieses Zusammenstückeln auch bei Zahlen anzuwenden ist, ist selbstverständlich.
Zum Schluss sei hier noch die Anweisung gegeben, auf welche Weise die Mattierlösung hergestellt wird. Man nimmt ein kleines Fläschchen, welches einen so großen Boden hat, dass es nicht leicht umkippt, füllt es wenig über die Hälfte mit Spiritus, schabt von möglichst hellrotem Siegellack einen Teil ab und schüttet das Abgeschabte in das Fläschchen. Durch das Auflösen des Siegellacks in Spiritus erhält man eine Art Lack, der recht fest haftet und beim Überstreichen blanke Metallteile gelbgrau färbt. Dem allgemein benutzten Gummigutt ist dieser Lack vorzuziehen, da er sich mit Spiritus leichter abspülen lässt als Gummigutt.
Siehe auch: [Gravieren, Firnis zum Vorzeichnen beim] [Gravierungen entfernen]
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