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Graphit
(auch Reißblei) Ein Mineral, welches nächst dem Diamant den größten Kohlenstoffgehalt hat, kommt teils schuppig, teils dicht, selten in sechsseitigen Säulen vor, hat eine eisenschwarze, zuweilen dunkelstahlgraue Farbe, metallischen Glanz, einen schwarzen glänzenden Strich, ist undurchsichtig, mild, in dünnen Blättern sehr biegsam. Das Reißblei erzeugt sich auch künstlich, wenn geschmolzenes Gusseisen mit vieler Kohle zusammenkommt; es wird dann Kohle aufgelöst, die sich beim Erkalten des Gusseisens in kristallinisch glänzenden Blättchen aussondert. Hauptsächlich bedient man sich des Reißbleies zur Verfertigung von Bleistiften, die man teils aus der kompakten Masse selbst schneidet, teils aus Graphitstaub macht, den man mittelst eines Bindemittels zu einem Teige formt, durch Mustersiebe presst und dann in Holz fasst. Außerdem fertigt man sehr gute und dauerhafte Schmelztiegel aus Graphit, die sich wegen ihrer glatten Oberfläche hauptsächlich zum Schmelzen von Metallen eignen. Die gröberen Sorten des Reißbleies verwendet man zum Schwärzen des Eisens, z.B. Öfen, und mit Fett, Seife und etwas Wachs versetzt zur Maschinenschmiere, für sich allein aber zur Verminderung der Reibung von Holz auf Holz.
Den besten Graphit, ganz fein geschlemmt, hat man mit gutem Erfolg zum Schmieren von Großuhren und Spielwerken benutzt. Unter Andern hat im Jahre 1816 der Uhrmacher L. Herbert weitgehende Versuche damit angestellt, indem er anstatt des Öles an Chronometern das Graphit in Anwendung brachte. Über das Resultat einer fünfzehnjährigen Erfahrung berichtet derselbe wie folgt: "Die vielen und genügend bekannten Nachteile des Öls lassen sich nur durch ein Surrogat beseitigen, welches ich vor 15 Jahren erfunden habe und gern zum Vorteile derjenigen bekannt machen will, die keine Mühe scheuen und Geduld genug besitzen, den ganzen Prozess durchzumachen. Dieses Surrogat ist Reißblei oder Graphit, welches, sorgfältig angewendet, lange Zeit überdauert, ohne dass es erneuert zu werden braucht. Es hängt aber viel von der Güte desselben ab; es muss von der besten Art und frei von allem Sande sein, je zarter, je besser. Mein Chronometer ging viele Jahre und in der ganzen Zeit habe ich meinen Chronometer dreimal geputzt, ohne dass das Reißblei erneuert wurde. Die Stellen, an welchen Reibung stattfand, wurden nur etwas mit feinem Musselin überrieben. Ich hatte damals unendliche Schwierigkeit gefunden, die demantenen Paletten der Hemmung mit Reißblei zu belegen; ich trug dieses aber auf die Reibungsflächen der Zähne des Gangrades auf und so ist die Uhr seither immer ohne Öl gegangen. Das Reißblei wird auf folgende Weise zubereitet und aufgetragen:
Man nimmt ungefähr 125 Gramm des reinsten Reißbleies, je glänzender, je besser, pulverisiert es sehr fein in einem metallenen Mörser und versucht dann an einer Prise desselben zwischen den Fingern, ob es fein genug ist. Wenn man, nachdem man es einige Sekunden lang zwischen den Fingern gerieben hat, weder ein Klümpchen noch ein Sandkörnchen fühlt, wenn es sich glatt und fettig fühlen lässt, dann ist es gut und fein genug pulverisiert. Man füllt hierauf ein Glas mit destilliertem Wasser, nimmt etwas von diesem Reißblei auf die blanke Klinge eines Messers, streut es mittelst derselben in das Wasser, rührt es um, bedeckt das Glas und lässt es zwei bis drei Stunden lang stehen. Auf der Oberfläche des Wassers wird eine Art Fetthaut schwimmen, man nimmt diese mit einem Kartonblatt ab und bringt sie auf ein Blatt Papier. Nachdem sie auf demselben trocken geworden ist, bringt man sie in eine geschlossene Büchse, damit kein Staub hineinfällt. Den Bodensatz im Glase stellt man bei Seite und wiederholt dieselbe Operation mit dem übrigen gepulverten Reißblei solange, bis man endlich soviel feines Pulver abgeschäumt hat, als man braucht. Sobald sich kein Bodensatz mehr bildet, kann man sicher sein, dass das Reißblei rein ist und keinen Schaden verursachen wird. Man gießt hierauf etwas Alkohol (den stärksten Weingeist) in ein kleines Glas, und nachdem man die Zapfen der Räder vorher vollkommen rein abgewischt und die Löcher in den Platten ordentlich gereinigt hat, taucht man erstere in den Alkohol und gleich darauf in den gepulverten Graphit. Sie werden sich mit demselben bedecken. Man nimmt hierauf einen feinen Haarpinsel, taucht denselben in den Alkohol und füllt die Löcher mit demselben; in diese führt man mit dem Finger etwas Graphit ein und reibt dann die Platten (Platinen) über den Löchern so lange, bis das Graphitpulver dieselben bis zur Höhe der Oberfläche angefüllt hat. Nun führt man die Zapfen ein und lässt sie fünf bis sechs Minuten lang in den Löchern laufen. Auf diese Weise werden die Löcher wie die Zapfen mit einer dünnen Lage Graphit belegt werden, welche glatter sein wird, als irgendeine Politur, welche die Kunst hervorzubringen vermag. Das Chronometer wird auf diese Weise zweimal länger gehen, ohne ausgeputzt werden zu müssen, als wenn man Öl braucht."
Abgesehen von Vorstehendem sei noch bemerkt, dass das Reißblei vielfach zur Schmierung großer, starker Triebfedern, z.B. bei denen der großen Spielwerke, angewandt wird und sich in dieser Hinsicht bisher besser als Öl bewährt hat.
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