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Breguet-Spiralen, das Aufsetzen derselben
Wie bei gewöhnlichen Spiralen ist auch hier die erste Arbeit das Aussuchen und Bestimmen der Größe derselben. Man beachte dabei folgende Punkte:
- Durchmesser der Unruhe,
- Gewicht derselben und
- Kraft der Spirale.
Die zu ersetzende Spiralfeder kann je nach Größe und Schwere der Unruhe 9 - 13 Umgänge haben, und man wähle die Spiralfeder so, dass sie 1 - 1 ½ Umgänge über den halben Durchmesser misst. Hat man diese Vorarbeiten vollendet, dann bringe man auf die Unruhewelle ein wenig Wachs, befestige darauf die Spiralfeder und lasse dieselbe ziehen. Das Verhältnis der Kraft der Spirale zu dem Durchmesser und Gewicht der Unruhe ist folgendes: Je größer und schwerer die Unruhe ist, desto weniger kurz muss, sobald die Unruhe mittelst der Spirale aufgehoben wird, der sich bildende Kegel der Spirale sein und je kleiner und leichter die Unruhe ist, desto länger. Hat man auf diese Weise die passende Stärke der Spirale annähernd gefunden, dann nehme man die Spiralfeder herunter und befestige sie auf dem Röllchen.
Dies geschieht auf folgende Weise: Nachdem das Röllchen auf eine Reibahle oder nicht zu konische Rundfeile gesteckt ist, feile man sich einen Stift, der leicht in das Loch des Röllchens hineingeht und mache da, wo der Stift abgebrochen werden soll, mit dem Messer oder einer feinen Feile eine Kerbe, nun bringe man die Spiralfeder in das Loch des Röllchens und stecke den Stift durch. Ein kleiner Seitendruck und der Stift läßt sich dann an der Kerbe ganz leicht ohne Verbiegen der Spirale abtrennen. Nach dieser Arbeit sehe man, ob die Spirale mit dem Röllchen schön parallel läuft, stecke dieselbe dann wieder auf die Unruhe und lässt letztere schwingen, indem man den unteren Zapfen der Unruhe auf einer Glasplatte oder sonst einer glatten Fläche laufen lässt.
Bei gewöhnlichen flachen Spiralfedern zählt man in der Minute nach einer Seite hin gerechnet 150 Schläge. Anders bei den Breguet-Spiralen. In Folge des Hochbiegens des äußeren Umganges vermehrt sich die Kraft der Breguet-Spirale in der Minute um 1/75 des umgebogenen Zustandes. Will man nun einen Ausgleich haben, so lässt man die Spirale, wenn der äußere Umgang noch nicht gebogen ist, anstatt 150 Schläge nur 148 machen und erzielt dadurch das richtige Verhältnis.
Es ist diese Methode für die meist gebräuchlichen Uhren mit stündlich 18.000 Schwingungen berechnet, bei anderen Systemen verfahre man, um die genaue Schwingungsdauer zu erhalten, folgendermaßen: Man feile sich ein provisorisches Spiralklötzchen, das ziemlich lang über die Brücke hinausreicht und mache das Loch, in dem die Spiralfeder befestigt werden soll, am unteren Ende so, dass die Spiralfeder mit dem Klötzchen in genauer paralleler Richtung steht. Alsdann befestige man sie in der schon beschriebenen Weise und schraube die Brücke mit der Unruhe auf die Platine auf. Ist diese Arbeit gemacht, so reguliere man die Uhr so, dass sie in 24 Stunden genau 18 Minuten zu spät geht. Letztere Art der Regulierung nimmt ein wenig mehr Zeit in Anspruch, ist aber für solche, die sich mit dem Abzählen der Schläge nicht abgeben wollen, ebenso vorteilhaft wie die erstere Methode.
Hat man nun die Uhr soweit reguliert, dann nehme man die Spiralfeder von der Unruhe wieder ab und gehe an die Hauptarbeit. Es ist dies das Biegen des äußeren Umganges der Spiralfeder, das auf folgende Art geschieht: Hierzu nehme man eine kräftige Kornzange mit einem hohlen Backen und fasse damit den äußeren Umgang der Spirale an der Stelle, wo die erste Biegung geschehen soll, recht fest mit der Zange an und ziehe mit einer anderen Zange das Ende vorsichtig und gerade in die Höhe. Nachdem so die erste Biegung gemacht ist, fasse man die Spiralfeder da, wo sich die erste Biegung befindet, und biege das Endstück vorsichtig gerade herunter. Hiermit ist das Knie gebogen, wobei man aber auch die Höhe der Brücke in Betracht ziehen muss; denn eine hohe Brücke erfordert eine hohe Biegung und umgekehrt. Nun befestige man die Spiralfeder in dem Spiralklötzchen und sehe, ob die Spiralfeder schön im Kreise liegt; ist dies in Ordnung, dann wird die Uhr nach dem Zusammensetzen ganz unmerklich differieren. Um ein genaues Regulieren zu ermöglichen, achte man auch darauf, ob die beiden Stifte im Rücker festsitzen, dass sich der Rücker nicht zu leicht drehen lässt und dass die Decksteine gut befestigt sind.
Siehe auch: [Breguet, Abraham-Louis] [Breguet-Spirale] [Breguet-Spiralen] [Unruh]
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